Anpanman

Ein ganz neues Universum hat sich mir in jüngster Zeit aufgetan und zwar in Gestalt von Anpanman. Ich weiß nicht, ob sich diese Comicfigur auch in Deutschland bei kleinen Kindern gewisser Beliebtheit erfreut, mir jedenfalls ist er in Japan zum ersten Mal untergekommen. Man lernt diesen Charakter auch ohne Kind kennen, einfach weil er hier sehr häufig zu sehen ist, aber seine Allgegenwart auf allen möglichen Merchandising-Produkten ist mir erst vor kurzem klargeworden. Laut Anime News Network ist Anpanman in Japan die wertvollste Markenfigur im Sinne von Merchandising- und sonstigen Einnahmen, noch vor Pokemon, Micky Maus und Hello Kitty.

Anpanmans Geschichte ist denkbar absurd: Ein Anpan ist ein mit roter Bohnenpaste gefülltes Hefebrötchen. Anpanmans Kopf ist so ein Hefebrötchen. Er kann neu gebacken und an die Stelle des alten gesetzt werden. Anpanman ist so eine Art Superheld. In jeder Episode nimmt er es mit dem bösen Baikinman auf. Außerdem verteilt er Teile seines Kopfs an Bedürftige (und wird dadurch natürlich geschwächt). Sein ersetzbarer Kopf ist nicht nur seine große Stärke, sondern auch seine Achillesferse. Alles, was so ein Bohnenbrötchen in Gefahr bringt, birgt auch Gefahr für Anpanman: Wasser, Schimmel, Schmutz und eben Gegessen werden. Gegen Beschädigung durch Wasser trägt Anpanman eine Glaskugel um den Kopf.

Anpanmans Gegenspieler ist Baikinman, was soviel wie Bakterienmann bedeutet. Er kommt vom Bazillusplaneten, will die Welt mit Keimen bevölkern und hat auch sonst einen miesen Charakter.

Eine der großen Besonderheiten dieser japanischen Kult-Comic-Serie ist die Vielfalt der Charaktere. Es gibt (nach meiner freien Übersetzung) zum Beispiel Toastbrotmann, Currybrotmann, Melonenbrotkind, Onkel Marmelade, Butterkind, Käse, Schimmelmann, Ananaskind, Apfeljunge, Karottenjunge, und viele mehr. 1756 mehr, um genau zu sein. Die Serie hat es nämlich schon in Guinessbuch der Rekorde geschafft mit den meisten Figuren in einer Comic-Serie.

Der Erfinder von Anpanman, Takashi Yanase, soll während des Zweiten Weltkrieges übrigens mehrfach vom Hungertod bedroht gewesen sein und sich in dieser Zeit die Geschichte vom Bohnenbrötchen-Superhelden ausgedacht haben. So ergeben die komischen Figuren wenigstens ein bisschen Sinn.