Plötzlich berühmt: Lotte auf Bali

Urlaub. Lechz. Jaa. Zweieinhalb Wochen Bali. Hier der Abriss

27.12. Anreise

Unser Direktflug geht vom weit entfernten Narita Flughafen. Da heisst es früh aufstehen (4:45h), die schlafende Lotte wird in Bettdecken gehüllt ins Auto geschafft. Nerv: Flug hat 4 Stunden Verspätung, doch es gibt eine ganz nette Spiel-, Still- und Wickelecke direkt neben unserem Gate.
Bali empfängt uns erwartungsgemäß warm und schwül. Lotte verträgt alles und macht fröhlich mit.

Unser Taxifahrer gibt uns die neuesten und sichersten Infos zum Vulkan Agung, der kürzlich Furore machte. “Alles kein Problem, solange wir vom Krater weg bleiben”. Mehr müssen wir nicht wissen, und kümmern den Rest des Urlaubs nicht mehr um diese Naturgewalt.

28.12. Drei Tage Kuta – Eintauchen, Trubel, Körperpflegen

Keiner würde Kuta Beach für Familien empfehlen, doch Christian plant eine Zahnreperatur und deswegen gastieren wir zentral. Der Stadtteil ist beruechtigt bei australischen Feier-Touristen, der absolute Moloch, aber quirlig und mit einer Menge netter Restaurants. Das erste leckere Bintang Bier wird geschlürft, es sollte nicht das letzte Bleiben. Gibt es übrigens auch alkoholfrei und als Radler (mit genau diesem Namen)!
Ein kurzer Ausflug zum Strand. Betagte Strandverkaeuferinnen bieten wie ihre Dienste feil und umzingeln uns als wären wir die einzigen Touristen – dabei wollten wir bloß Limo trinken und aufs Meer sehen. Am Ende gehen zwei Nackenmassagen und zwei Armbänder auf unser Konto. Christian werden zudem mehr oder weniger gegen seinen Willen die Fußnägel geschnitten und lackiert, sowie mit einer Papierschere die schöne Zehenbehaarung massakriert. Lotte bekommt kostenlos ihre Füße von uns ins dreckige Meer gehalten. Ihr gefällt’s.

Die Balinesen zeigen sich aeusserst aufgeschlossen Lotte gegenüber. Ob Mann, ob Frau – alle haben einen besonderen Move, um sie zum Lachen zu bringen. Das Interesse freut uns zunächst, nach dem hundersten Mal “How old?, Boy or Girl?, What’s her name?” wird’s für uns zur Belastungsprobe. Ausserdem wollen alle Anfassen, schwierig unsere Hygieneideen zur Verwirklichen.

Wir ändern unsere Pläne und wollen nicht für Neujahr in Kuta bleiben. Kein Problem, denn überall lungern willige Fuhrunternehmer, die einen für kleines Geld überall hinkutschierten wollen. Unser Ziel Ubud.

30. Dezember – Zwei Tage Ubud – Silvester, Kultur und Kühle
Alles auf Bali ist nicht weit weg, doch Stau und schlechte Routenplanung kann manche Tour anstrengend machen. So unsere Fahrt nach Ubud, wo wir Silvester verbringen wollen. Sei’s drum wir haben eine tolle Unterkunft inmitten eines immergrünen Gartens, wo sogar ein Flughund wohnt!

Unweit von unserer Bleibe wird am Abend der berühmte Legong Tanz aufgeführt. In einem einstündigen Spektakel erfahren wir wie ein Monster und ein Frosch um eine schöne Prinzessin werben und das Monster gewinnt (jedenfalls haben wir es so interpretiert). Wir fanden es toll und ein heftiger Regen (Regenzeit) hat noch zur Atmosphäre beigetragen!

Wir kommen nicht gross aus Ubud raus, aber die Stadt gefaellt uns. Wir besichtigen einen Tempel und stöbern durch diverse balinesische Kunsthandwerkgeschaefte. Dabei sehen wir tolle Holzmöbel und wünschten der Transport wäre einfacher und könnten das ein oder andere Teil mit nach Hause nehmen.

An Silvester entschleunigen wir extrem: Lotte schläft um 20 Uhr bereits ein und wir sind an unsere Unterkunft gefesselt. Im Fernsehen gibt es den Tatort von letzter Woche und wir lassen uns aus dem Restaurant Essen auf den Balkon servieren. Die Balinesen haben keine guten Uhren und Böllern seit Vorabends. Um Mitternacht erreicht es seinen Höhepunkt und ich stosse mit Annika auf ein alkoholfreies Bintang an! Unser unspektakulärstes und gleichzeitig spektakulärstes Silvester.

1. Januar – Funf Tage Insel Gili Air – Entspannt und motorfrei am Strand

Wir sind mutig und verlassen Bali mit dem Ziel Gilis (eine Inselgruppe). Diese gehört zu Lombok und ist zwei Bootsstunden von Bali entfernt. Die Fahrt ist kürzer als das elende Geschachere, um an die Tickets zu kommen, bis alle Fahrwilligen eingesammelt sind und es endlich losgeht. Lotte is wieder schlau und knackt einfach.

Christian hingegen kämpft mit der Übelkeit – nicht wegen des Seegangs, sondern wegen des Silvesteressens vom Vortag *hrmpf*. Eine Pferdekutsche bringt und geschwind zu unserer Unterkunft, aufgrund der physischen Verfassung bleibt keine Zeit für Verhandlung, so dass wir Höchstpreise zahlen. Der Gaul oder jemand anderes furzt vor Glück.

Gili Air (Air heisst Wasser in indonesisch) gefällt uns super. Wir bewohnen ein Bungalow in Strandnähe an einem ruhigen Abschnitt. Abhängen, in überdachten Strandhütten, die Zeit verstreichen lassen, im Zimmer abkühlen, Schnorcheln und Tauchen. So vergehen die Tage schnell und wir bleiben länger als geplant.

6. Januar – Insel Lembongan – Chillen, Schlemmen

Ein Mords Schiff bringt uns auf die nächste Insel Lembongan. Das Schiff ist so gross, dass wir erst mit einem kleinen Floss raus aufs Meer gefahren werden, um dort einzusteigen. An Bord gibt es Pringels und einen Superhelden-Film, dem wir nicht folgen können. Hier ist es ein bisschen kühler als auf den Gilis und regnet bei unserer Ankunft.

Das erste Ziel ist eine Empfehlung von Lucas und Sam: Dream Beach Huts am gleichnamigen Strand. Endlich darf Annika in die ersehnten Wellen springen. Die Stimmung am Dream Beach geht in Richtung Pool Party. Das Publikum ist in der Regel ein bisschen jünger und ein bisschen hipper als wir. Nach zwei Tagen wird es so richtig ruhig um uns: Wir mieten uns in den Naturale Villas ein, wo sonst nur noch ein Gästepaar nächtigt. Poolplantschen, Mittagessenausflug zum Strand, Poolplantschen,… So lauben wir ur. Christian kann nochmal tauchen gehen und sieht neben den Mantarochen leider jede Menge Müll im Meer.

11. Januar – letzte Station mit Kunst und Krone

Nach einer stürmischen Überfahrt mit kleinem Bötchen sind wir zum Ende des Urlaubs im schicken Designer-Hotel “Artotel” in Sanur. Christian macht sich mit unserem Fahrer, der sich Gabler Cool nennt und als recht anhänglich herausstellt, nochmal auf Gebiss-Sanierungsreise. Ein Highlight des Hotels ist der Dachterassen-Pool den wir freudig nutzen. Wir erstehen noch die letzten Souvenirs und treten wehmütig die Rückreise ins 30 Grad kältere Tokio an.

Überraschungbesuch auf Nii-jima Island

Wer schon mal eine Karte in der Hand gehabt hat, wird wissen, dass Japan aus einer großen Zahl Inseln besteht. Die dichtbesiedelsten vier sind Hokkaido, Shikoku, Kyushu und Honshu, auf welcher Tokio ist. Daneben gibt es noch 426 weitere bewohnte und in Summe 6852 Inseln (dabei sind nur die gerechnet, die mindestens 100m Umfang haben).

Niijima gehört zu den bewohnten Inseln und liegt ca. 150km südlich von Tokio. Anlässlich meines Geburtstages im Jahr 2016 hat sich Annika die Mühe gemacht, einen Ausflug dorthin zu organisieren. Durch strenge Geheimhaltung wusste ich nur, dass ich mir an besagtem Wochenende nichts vornehme dürfe. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen, als Annika mich freitags abends in aufwendigem Zickzack mit der U-Bahn zum Hafen manövrierte. (Eine Auflage war, dass ich erst heute davon berichten darf :)

Wir waren nicht alleine am Pier. Hunderte Ausflügler hatten sich bereits eingefunden und die Urlaubsatmosphäre war allgegenwärtig. Um 23 Uhr legte das Schiff aus den Tiefen der Tokioter Bucht ab, vorbei an einigen von Tokios Wahrzeichen, wie der Rainbow Bridge und dem Flughafen Haneda, dessen Landebahn ins “Wasser” gebaut wurde.

Auf den verschiedenen Decks suchten sich die Ausflügler ihr “Plätzchen” – standesgemäß organisiert, wie wir es nun schon von unseren Gastgebern gewohnt sind. Einige Gruppen organisierten große Fressgelage (gäbe es kein Verbot, wäre sicher gegrillt worden!) und natürlich wurde auch gebechert. Wer sich nicht zuvor eingedeckt hatte, konnte sich am Bierautomat bedienen – nachdem per Ausweis die Volljährigkeit bestätigt wurde. An einem anderen Automat konnte man Pommes und Hamburger ordern – wer kennt noch heiße Hexe?

Annika hatte deluxemäßig für uns eine Koje gebucht, so konnten wir eine Mütze Schlaf tanken. Die Fähre stoppt bereits um 4 Uhr morgens an der ersten Insel (Oshima), um die Passagiere abzuladen. Damit auch jeder informiert ist, wird dies über eine hervorragende Lautsprecheranlage kundgetan, die wirklich keiner überhören kann *knirsch*.

Auf Nijima angekommen mussten wir unsere Miet-Fahrräder aufpumpen, denn wieso sollte der Vermieter sich die Mühe machen und sich um die alten Rostgurken selbst kümmern? Eine knappe halbe Stunde später sind wir im Tross der Tokyo Gaijin Gruppe am weitläufigen Campingplatz angekommen und suchen uns ein schönes Plätzchen.

Der Strand ist nicht weit und ein bekanntes Revier für Surfer. Die Brandung ist entsprechend stark – super, um ein paar ungraziöse Sprünge in die Wellen zu üben. Der Strand wurde später nochmal Gegenstand eines ungewöhnlichen Lagerfeuers. Ungewöhnlich weil a) die Organisatoren Glut vom Campingplatz an den Strand trugen (500m) b) für dieses Unterfangen eine nicht ganz feuerfeste Pappe benutzen (alle 50m ein Stopp, Glut zusammenschippen, weiter humpeln) und c) das Lagerfeuer keine 30 Minuten loderte, bevor ein Polizist kam und diese Aktivität untersagte. Viel Aufwand um nichts also, aber lustig.

Die Insel gefällt uns sehr gut, die Temperaturen sind deutlich höher als in Tokio um diese Jahreszeit, der Rhythmus um einige Takte langsamer, die wenigen Attraktionen auf den vorgenannten Gurken erradelbar.

Das Highlight schlechthin ist das Rotemburo – ein Freiluft-Onsen (heisse Quelle) direkt am Meer an einer karstigen Felsküste. Dort kann man 24 Stunden(!) unkontrolliert(!) dem warmen Wasser frönen. Auch deshalb interessant, weil ausnahmsweise Vertreter beiderlei Geschlechts & sogar Tätowierte im selben Wasser dünsten dürfen. Beides in gewöhnlichen Onsen undenkbar.

Ebenso fasziniert hat uns eine ortsansässige Glasbläserei, die lokales Gestein zu Kunstwerken aus Glas verarbeitet. Das Glas hat einen charakteristischen Grünstich und wird auf der Insel auch als Kilometermarker (siehe Bild) eingesetzt.

Auf der Nachbarinsel konnten wir bei einem Tagesausflug noch schöne Buchten mit kristallklarem Wasser und farbenfrohen Fischen bewundern (schnorchelnd). Bei einem kurzen Hike erklommen wir ausserdem den höchsten Punkt der Insel.

Im Resümee ein top Ausflug aus dem Tokioter Grau mit den sinkenden Herbsttemperaturen uns natürlich eine super Geburtstagsüberraschung. Highly recommended!

Touristin in Deutschland

Auf unserem Deutschlandtrip kam mir als Touristin aus Japan einiges ganz schön spanisch vor. Ich hab meine kulturellen Verwirrungen auf der Deutschlandreise mal notiert:

Die Leute, insbesondere die im Servicebereich, scheinen mir extrem unhöflich. Ich komme in einen Kiosk. Die Dame hinter dem Tresen erhebt sich nicht, verbeugt sich nicht, begrüßt mich nicht, bedankt sich nicht für meinen Besuch. Undenkbar in Japan.

‌Auffällig, dass einem andererseits – zumindest im Schwäbischen – bei fast jedem Abschied ein schöner Tag gewünscht wird. Das passiert uns in Japan nicht.

‌Ich genieße es, dass ich mich in Deutschland in einem Lokal einfach hinsetzen kann, wo ich will, ohne auf die Anweisungen des Servicepersonals warten zu müssen.

‌Mann, sind die Züge leer hier. Und unpünktlich.

Yay, hier gibt es überall Mülleimer. Irre, worüber sich Exilanten freuen.

Es gibt in Deutschland zwar viele Toiletten, aber für die meisten muss ich zahlen (in Japan sind die umsonst) und sie sind viel schmutziger als die japanischen.

‌Die Leute schauen mich direkt an, scheuen keinen Augenkontakt, sondern gucken mich unverhohlen, unverstohlen an. Das bin ich gar nicht mehr gewohnt.

‌Ich fühle mich in Deutschland ganz normal groß und dünn und werde auch so wahrgenommen. Angenehm, nicht ständig mit meiner “Überdimensioniertheit” konfrontiert zu werden.

‌Die Menschen in Deutschland scheinen mir vielfältiger. Nicht nur in Hinblick auf die Ethnien, aber auch, was Frisuren, Kleidungsstile etc. angeht.

‌Deutsche Bäckereien sind wahrscheinlich die besten der Welt. Ich und die meisten anderen Exildeutschen vermissen sie völlig zu Recht.

‌Hier ist es generell ganz schön schmutzig – im Vergleich zu Japan (und ganz schön gepflegt im Vergleich zu China).

In Japan wird sich ständig entschuldigt, ob ich jemanden ansprechen möchte, ein Zimmer betrete oder aus Versehen jemanden schubse – die diversen Entschuldigungsfloskeln sind allgegenwärtig. Jo, in Deutschland wird sich vielleicht einen Tick zu wenig entschuldigt. Gerade im letzteren Fall.

Aloha – hawaiianische Bekanntschaften

Wen wir in Hawaii gesehen, getroffen oder kennen gelernt haben:

  • Der Winker am Rand der Landstrasse. Im violetten Glitzerjacket mit enthusiastisch-meditativen Bewegungen in Slow-Motion wie ein Techno-Anhänger in den Neunzigern versucht er neue Anhänger für seine Sekte zu finden. Spiritual Awakening. Abgefahren!
  • Der Extrawurst-Kunde. Gesehen in einem Restaurant in Waikiki Beach. Er ist sehr schwerfällig und umständlich und beschäftigt drei Angestellte des Restaurants mit Selbstbedienungsbuffet (!). Weiterhin verzögernd wirkt das mehrfach genuschelte “Thank you soooo much.”
  • Die Bed-and-Breakfast-Lady. Sie wohnt alleine in ihrem Messy-Haushalt und vermietet Gästezimmer zu saftigen Preisen. Die Gäste werden über die gesamte Familiengschichte unterrichtet – inklusive der Vermählung ihrer Tochter mit einem Deutschen aus Kiel, Malte.
  • Die griffbereite Taucher-Lady. Sie schnappt sich Meeresbewohner mit ihren behandschuhten Händen. Für Freizeittaucher eigentlich ein riesen Tabu. Wir sympathisieren mit dem Tintenfisch, der aus Notwehr seinen Sekretbeutel gekonnt entleert und letztlich in einer Tintenwolke abhauen kann.
  • Die gesprächige Sprechstundenhilfe in der Zahnarztpraxis, welche wir wegen Christians maroden Zahns besuchen. Sie erzählt uns, dass sie die meisten Urlaubsorte aus Furcht vor unhygienischen Toilettenverhältnissen meidet. Wir versichern ihr, dass Japan in dieser Hinsicht ein perfektes Reiseziel ist.
  • Tim Ross Music. Ein Alleinunterhalter mit Gitarre und Rhythmusmaschine, der unsere großzügige Spende in seinem Hut beinahe übersehen hätte.
  • Der Flight Attendant auf einem interinsularen Flug, der Geburtstag hat und dessen Kollegin dies über das Bordmikrofon allen Passagieren mitteilt.
  • Die Mietwagen-Büroangestellte. Erst superfreundlich, aber als deutlich wird, dass wir keine Extrawürste buchen, kann sie sich kaum zu einem “Bye bye” durchringen.
  • Die Frau des Zahnarztes, die ihren Mann freundlicherweise dazu bringt, Christians Krone auch samstags einzusetzen. Speziell: während der Injektion der Betäubung (“we want you to be properly numbed up”) reibt die Gute wie verrückt – offensichtlich zur Ablenkung – an Christians Unterarmpelz. Anmerkung: Christian hat den Einstich dennoch bemerkt.
  • Der Mungo am Captain-Cook-Denkmal. Er hat genau kapiert, wie der Hase (=der Tourist) läuft und stibitzt sich mit beeindruckender Geschicklichkeit einen Cookie aus einer unbeachteten Picknicktasche.
  • Der Krake in seinem Habitat am Meeresgrund, der, nachdem Christian ihn entdeckt hat, seine Farbwandelbarkeit und Anpassungsfähigkeit zur Schau stellt. Mindestens so camouflagefähig wie ein Chamäleon. Wer “Findet Dory” gesehen hat, kann sich ungefähr vorstellen, was wir meinen.
  • Die verfolgte Thronerbin. Eine englische Wissenschaftlerin (?), die uns auf einem Campingplatz eine ungefragte Vorlesung zur Geschichte der Insel gibt. Nach und nach offenbart sie uns, dass die britische Krone/Regierung (“they”) schon mehrere Anschläge auf sie veranlasst habe (nach ihrer Zählung 10 oder 11). Grund dafür sei, dass ihr Vater ein illegitimer Windsor-Sprößling gewesen sei. Ach so, außerdem ist sie die Halbschwester von Andrew Lloyd Webber.
  • Die vielen Restaurant-Angestellten, die sich uns mit ihrem Vornamen und aufrichtig gespieltem Interesse vorstellen und natürlich auf saftiges Trinkgeld hoffen. Nach der Bezahlung werden wir unsichtbar wie der Krake am Meeresgrund.
  • Die Schalterbeamtin am County Office, die uns beinahe keine Zelterlaubnis ausgestellt hätte, weil wir 5 Minuten vor Schalterschluss kommen. Die Zelterlaubnis ist übrigens nichts weiter als ein Zettel, den sie ausdrucken muss.
  • Kili’i = hawaiianisch für “Der Hüter des Waldes”, mit bürgerlichem Namen eigentlich Patrick. Versteht sich als Sheriff der Campingplatz-Community und verscheucht schon mal mitten in der Nacht ungebetene Campingplatz-Besucher. Arbeitet hauptberuflich als Koch. Sehr freundlich.

Trip Trip Hurra

Japan hat Ferien. Ganz Japan. Keine Ahnung, aber wir haben Dank des buddhistischen Obonfestes eine Woche frei. Wie angekündigt sind wir mit dem Auto unterwegs und hangeln uns von Campingplatz zu Campingplatz. Tohoku heißt der Nordteil von Japans Hauptinsel Honshu, den wir uns näher angucken.

Reiseroute Camping
Die ganze Route

Aufgrund der hygienischen und Qualitätsstandards, die wir bisher in Japan kennengelernt haben, rechnen wir fest damit, einen Hightech-Zeltplatz nach dem anderen vorzufinden, mit tollen Duschen und exzellentem Service. Als wir gegen 18:30h am Yumoto-Campingplatz (1.) ankommen, ist niemand mehr an der Rezeption, der unser Geld entgegennehme könnte, es gibt allerdings auch keine Waschräume oder Duschen. Außerdem sind wir mit Abstand die Kleinsten. Unser Zwei-Personen-Wurfzelt, was wir in zwei Minuten aufbauen können, wirkt ziemlich pimpfig im Vergleich zu den großen japanischen Zelten mit Vorzelt. Der Platz bietet aber alles, was wir brauchen und wir können noch eine kleine Wanderung einbauen, die Lust auf mehr macht. Diesen Ort merken wir uns schon mal vor, denn er ist nur ca. 3 Stunden von Tokio weg, schön zum Wandern und ist im Winter ein Skigebiet.

Oikeikoinomori Camping Ground
Campingplatz 2
P1060290
Campingplatz 2

Unsere nächste Schlafstatt (2.) ist super, weil wir direkt auf einer kleinen Insel in einem See sind. Wir dürfen zwar nicht schwimmen, aber Federball und Frisbee spielen und die Slackline anbringen. Da die Fähre nach Sado Island, die wir bekommen wollen, nur drei Mal am Tag fährt, haben wir auch Zeit, das Ganze gemütlich angehen zu lassen. Auch hier, versichert uns ein Englisch sprechender Japaner, scheint niemand Geld von uns zu wollen, weil wir “so spät” (zwischen 17 und 18 Uhr) angekommen sind. Einverstanden.

Wir werden dann doch noch eine ganze Stange Geld los, als wir uns für die Autofähre nach Sado entscheiden. Die Insel ist super schön, vulkanisch geprägt und mit interessanten Steinen und toller Natur. Angeblich finden hier lauter Festivals statt, aber es ist praktisch nix los dort (Plätze 3 und 4). Wir waren überhaupt überrascht. Dank der Obon-Ferien sei angeblich die halbe Nation auf den Beinen, aber wir haben nix davon mitgekriegt – bis auf den dicken Verkehr ganz am Ende beim Reinfahren nach Tokyo, aber das würde ich eigentlich an jedem Sonntag abend erwarten. Wir tummeln uns auf Sado also am Strand und im Meer. Leider genießen auch fiese Insekten das gleiche Habitat und machen uns mit Stichen an den unmöglichsten Stellen (wie sind sie da hin gekommen?) das Leben ein bisschen schwerer. Wir vermuten, dass der Name der Insel mit den Insekten in Zusammenhang steht. Bis 1989 gab es auf Sado Goldminen. Die Minenarbeiter waren hauptsächlich Kriegsgefangene, Sträflinge und Verbannte.

Witzig ist der als “Campingplatz” (5.) ausgeschriebene Ort, als wir wieder zurück auf Honshu sind: Es handelt sich einfach um eine etwas grasige und flache Stelle am Strand – mit Duschen rechnen wir ja schon nicht mehr, aber es gibt schlicht gar keine zugehörigen Wasch- und

Die Hauptattraktion ist wohl eindeutig der See - für manche aus der zweiten Reihe.
Die Hauptattraktion ist wohl eindeutig der See – für manche aus der zweiten Reihe. (6. Campingplatz)

Toilettengelegenheiten für uns. Aber direkt am Meer. Immerhin.

Ein Highlight unserer Tour ist die Sichtung eines Bären, direkt am Straßenrand. Wir hatten ja schon bei diversen Wanderungen Leute mit Bärenglöckchen gesehen (gehört); aber nicht so richtig dran geglaubt, dass wir ernsthaft Bären begegnen würden. Wir sind inzwischen ziemlich nördlich im Inland (6.) an einem wunderschönen Kratersee. Auch in dem ist schwimmen leider verboten.

Abendessen
Abendessen am Onogama-See (7. Campingplatz)

Die vorletzte Etappe führt uns in die Präfektur Fukushima – keine Angst, wir haben uns vorher über die Strahlengefahr informiert. Wir sehen uns noch vulkanische Seen am Fuss des Bandai-Berges an, die für ihre tollen Farben bekannt sind. Die haben sie dank der vulkanischen Mineralien. Auch ein toller Ort für einen Wochenendausflug. Denn

五色沼 - wörtlich: Der Fünf-Farben-Sumpf am Bandai-san
五色沼 – wörtlich: Der Fünf-Farben-Sumpf am Bandai-san

innerhalb von 3,5 Stunden sind wir wieder daheim. Bei Dusche. Und Bett. Und ohne Mücken. Trip Trip Hurra!