Hochzeit auf Chinesisch

Der Hochzeitsmorgen:
Die Braut übernachtet bei ihren Eltern, der Bräutigam kommt mit einer Gruppe Kumpels vorbei und muss sich ihrer würdig erweisen, d.h. sie ist mit Freundinnen in ihrem Zimmer eingeschlossen, Bräutigam und Helfer müssen Lieder singen; er muss erraten, welcher der Lippenstiftabdrücke auf einer Serviette (in dieser Variante auf einem Stück Klopapier) der ihre ist; er muss ihr ein bisschen Geld in einem Umschlag unter der Tür durch schieben und so weiter.
Zu guckt: die Hochzeitsgesellschaft.

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Am Vormittag, in ihrem Heimatdorf:
Die Braut wird von seinen Kumpels dreimal in einer Sänfte um einen Baum getragen. Ein paar Freunde sind hauptsächlich aus dekorativen Gründen dabei. Dann geht die Sänfte zur Trauungsstätte.
Zu guckt: die Hochzeitsgesellschaft und die Dorfbewohner.

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Die Trauzeremonie:
Das Paar muss symbolisch durch Feuer und über Wasser laufen. Die Braut wird symbolisch von ihren Eltern an ihn übergeben.
Zu guckt: Wer kann.

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Nach der Zeremonie:
Der erleichterte Bräutigam wird von Freunden auf den Arm genommen.
Zu guckt: Wer noch da ist.

China oder Italien: Familie Schmitt auf Reisen

Meine Eltern haben es schwer in den letzten Jahren. Ihr Nachwuchs wird mehr als flügge. Die eine verkroch sich kürzlich im sambischen Busch, der andere schon geraume Zeit am Weißen Stein und der Mittlere versucht seit einem Jahr sein Glück in Fernost. Gut, dass genügend Mumm und Aufgeschlossenheit vorhanden sind, um der Kindlein temporäre Heimat zu besuchen. Also auch China.

Im April ist es dann soweit, Landung im vermeintlichen Paris von Fernost – Shanghai. Überraschenderweise ist gar nicht so viel neu und ungewöhnlich, erinnert doch einiges an Italien in den siebziger Jahren: Die Wohnblocks, die Lautstärke, der Straßendreck, die Raucher. Nur tragen die Leute keine engen Badehosen und sind etwas schwerer verständlich.

Unerwartet waren allerdings die Akklimatisierungshürden bezüglich des Essbestecks. Annika und ich benutzen mittlerweile Stäbchen so gewöhnlich wie Messer und Gabel. Meine Eltern dagegen rechneten bereits nach der ersten chinesischen Mahlzeit mit einem dramatischen Gewichtsverlust auf der Reise. Doch Übung macht den Meister und trotz der – als Plan B – mitgeführten Gabeln konnte eine steile Lernkurve beobachtet werden.

Der zweiwöchige Aufenthalt führt die dreiköpfige Besucherbande (meine Schwester Katharina ist auch dabei) über Peking, Luoyang, Xi’an und Zhangjiajie zurück zum Ausgangspunkt Shanghai.

Aus Zeitgründen (und weil Annika und ich bereits einiges gesehen haben) übernimmt eine deutschsprachige Reiseleitung die Elternbetreuung für einen Abschnitt der Reise. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv und so müssen wir uns hoffentlich nicht die Titulierung ‘Rabenkinder’ gefallen lassen.

In Zhangjiajie ‘bewandern’ wir gemeinsam ein fantastisches Sandsteingebirge, welches seit 1992 Weltkulturerbe ist. Über hundert Meter ragen die Felsen wie Pfeiler in den Himmel. Die – leider in China beliebten – betonierten und betreppten Wege führen kreuz und quer durch das Areal von der Talsohle aufs Plateau und wieder hinab. Cineasten dürfte die Szenerie aus dem Film Avatar bekannt sein.

Nach zwei regnerischen, nebligen Tagen mit ähnlich guter Sicht wie im Shanghaier Smog, erfreuen wir uns am dritten Tag besten Sonnenscheins und hervorragender Aussicht. Wir machen kurzerhand den längsten Wandertag daraus. Ein wirklich lohnenswerter Trip in die Natur und Kontrastpunkt zum Trubel der Städte – allerdings sollte die Jugendherberge in Erwägung ziehen, die Speisekarte zu überarbeiten und eine schnellere Kaffeemaschine anzuschaffen ;).

Mit leichtem Muskelkater geht es zurück nach Shanghai. Den Abschluss bilden hier ein paar Tage voll mit Sightseeing (unvergesslich: mein Vater beim Fake-Skydiving auf dem Oriental Pearl Tower), Souvenir-Shopping und einer Akrobatikshow – kein Besucher soll sagen, hier wäre nichts los.

Wie so oft ist der Urlaub schneller vorüber als gewünscht und es heißt Rückkehr. Wir hoffen, dass die Eindrücke dieses riesigen Landes mit seinen Problemen und Schönheiten noch eine Weile bleiben. Der nächste Urlaub wird bestimmt erholsamer ;)
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Schwerelos

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Neulich waren Christian und ich zum ersten Mal mit einem Gleitschirm unterwegs, wieder mit unserer beliebten Outdoor-Aktivitäten-Gruppe. In die Luft zu kommen ist erstaunlich einfach. Was man braucht: erstmal großes Vertrauen, dass die chinesischen Guides, die kein Englisch sprechen, schon wissen was sie tun, einen steil abfallenden Hügel, einen erfahrenen Paraglider als Tandempartner und nen Gleitschirm. Nachdem das Geschirr angeschnallt ist, einfach auf den richtigen Wind-Moment warten und losrennen, gegen den Wind. Sieht ziemlich bescheuert aus, aber nach ein paar Sekunden ist man schwerelos. Wunderschön. In der Luft. Wie der Samen einer Pusteblume. Ich würd’s immer wieder tun. An dem orangenen Gleitschirm unter meinen Füßen hängt übrigens Christian. Die Landung war sanft.

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