Ausflug zu den Schweinefüßen

Wir sitzen in einem Touribus Richtung Zhouhuang, eine Stadt eineinhalb Stunden von Shanghai entfernt. Eigentlich hätte Christian heute arbeiten müssen, er hat sich aber frei genommen. Heute ist offizieller Werktag, denn nächste Woche ist Chinese New Year und dafür sollen ein paar Tage vorgearbeitet werden. Darum ist die große Straße heute im Vergleich zu den sonstigen Verkehrsverhältnissen wie leergefegt.

Das Fischerstädtchen, das weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand belassen wurde, wirkt wie aus einem anderen Jahrhundert, vor allem im Vergleich zur Wolkenkratzermetropole, die wir gerade hinter uns gelassen haben. Wir können frische Luft atmen und wie in Venedig mit kleinen Gondeln durch die Sträßchen schaukeln.

Der Fokus auf den größtmöglichen Konsum ist allerdings ein verbindendes Element zwischen Shanghai und Zhouhuang. An jeder Ecke und auch dazwischen werden, vielleicht vergleichbar mit Rothenburg ob der Tauber, Kunsthandwerkserzeugnisse und weiteres feilgeboten. Die Spezialität hier scheinen Schweinefüße zu sein, jeder dritte Stand offeriert marinierte und gegrillte Schweinefüße, die zugegebenermaßen sehr lecker riechen. Die Schweinefüße werden, ebenso wie die Schweineschwänze und -rüssel zum Trocknen an den Bäumen aufgehängt.

Schweineruessel Schweinefuesse und -schwaenze

Annika und Christian

PS: Bezüglich unserer Wohnung haben wir gestern eine Entscheidung getroffen. Ist ne tolle renovierte Bude in einem heruntergekommenen Haus. Die Lage ist topp; wir sind damit mitten im Geschehen. Werden allerdings erst Mitte Februar einziehen können. Wir freuen uns aber schon und überlegen, wo wir ein Aquarium hinstellen können und wo wir unsere Lebensmittel aufhängen :)

Feierabend vor allen anderen

Hab gerade auf der Heimfahrt darüber sinniert, dass ich unter meinen Bekannten bestimmt der erste bin, der heute Feierabend hat. Eigentlich jeden Abend. Es sei denn es findet sich noch jemand im Pazifik. Hallo?! Hallo? – Nein.

Übrigens benutzt China witzigerweise seit 1949 nur eine Zeitzone, obwohl sich das Land sich über mehr als 4000km Breite erstreckt. Egal ob man nun im äußersten Osten oder Westen ist, es gilt immer die gleiche offizielle Zeit. Dies vereinfacht sicherlich die Kommunikation, aber ist bestimmt merkwürdig, wenn es am helllichten Mittag bereits 18 Uhr abends ist… So stell ich mir das zumindest vor.

Day one…

begann für mich gleich mit Arbeit. Um 6:40 Uhr holt uns – mein Kollege wohnt im selben Hotel – ein Shuttlebus ab. Man könnte auch Privattaxi sagen, denn wir sind die einzigen Insassen und werden directement zu unserem Arbeitsplatz chauffiert. Man könnte echt meinen, wir seien super wichtig. Dass das allerdings alles nur äußerlich ist, brauch ich nicht zu erwähnen. Das Taxi braucht inklusive kurzem Stau so ca. 45 Minuten, in der Rush Hour oder am Abend kann das schnell über eine Stunde dauern. Das wird ein Jahr auf der Straße und ich muss deswegen eine gute Podcast-Strategie entwickeln.

Die Aussicht auf der Fahrt ist nicht der Rede wert, man könnte sogar deprimierend sagen. Alles sieht von der Straße grau in grau aus, außerdem sieht man wie erwartet die Luft. Dabei ist der Luftqualitätsindex noch gar nicht am oberen Anschlag. Allgemein kann man sagen, dass die Stadt ‘in’ den Straßen schöner ist, als alles oberhalb des zweiten Stockwerks.

Die erste Amtshandlung nach Ankunft besteht für den Großteil der Mitarbeiter aus dem Besuch der Kantine, um sich bei einem Frühstück für dem Tag zu stärken. Es gibt allerlei kleine unterschiedlich gefüllte Schälchen, von denen man sich nimmt, was man denkt verdauen zu können und zahlt fortschrittlich das sehr günstige Mahl per Karte. Jeder Mitarbeiter bekommt übrigens ein monatliche Essenskontigent. Als flüssige Gabe gibt es eine warme Sojamilch aus dem Bottich zum Selbstzapfen. Alles gar nicht so übel, es gibt Dinge, die sind lecker. Die Kantine wird zur Unterhaltung per Fernseher beschallt, bei uns gabs heute einen Comic – CNN fände ich besser, aber bei diesem Sender ist vielleicht der Empfang verrauscht, wer weiß…

Soviel zum ersten Einblick in mein neues Berufsleben. Gute Nacht.