Still true for us…

“But that’s the wonderful thing about foreign travel, suddenly you are five years old again. You can’t read anything, you have only the most basic sense of how things work, you can’t even reliably cross the street without endangering your life. Your whole existence becomes a series of interesting guesses.”

Bill Bryson

„Gmotzt isch gnuag globt“: Verkaufen auf Chinesisch

Bei einigen unserer Blogeinträge haben wir unser Befremden darüber zum Ausdruck gebracht, dass die chinesische Kultur die Menschen anders handeln lässt, als wir es mit unserem mitteleuropäischen Hintergrund erwarten.

Beim Verkaufen treten diese Unterschiede deutlich zutage. In einer bekannten und auch bei Ausländern sehr beliebten Drogeriekette versuchte eine Dame allen Ernstes mir Augencreme zu verkaufen, indem sie mir sagte, wie alt meine Augen aussähen und dass ich dagegen dringend etwas tun müsste. Ich fliehe vor dieser Beratung in die Shampoo-Abteilung, wo ich tatsächlich etwas kaufen will. Die nächste Verkäuferin fasst ungefragt meine Haare an und sagt mir, dass meine Haare außergewöhnlich trocken seien, natürlich mit dem Ziel, mir das teuerste zum Verkauf stehende Produkt anzudrehen.

Bei der Schneiderin, bei der ich mir einen Trenchcoat habe schneidern lassen und sehr zufrieden war, wollte ich mir auch eine Hose machen lassen. Während des Ausmessens macht sie sich mit ihrer Kollegin über mein ausladendes Hinterteil lustig, nur um mich kurz später zu fragen, ob ich nicht gleich mehrere Hosen bei ihr machen lassen möchte.

Heute: Mein Chinesisch-Kurs an der Sprachschule ist vorbei. Um mich zu überzeugen, dass ich doch an derselben Schule weiterlernen solle, lässt der Leiter der Sprachschule mir über seine Mitarbeiterin sagen, dass mein Chinesisch ja noch sehr schlecht sei, er rede extrem langsam mit mir und ich würde ihn trotzdem nicht verstehen.

Bei mir hatten die obigen Verkaufsstrategien fast immer denselben Effekt: Aus dem Drogerieladen bin ich sofort rausgegangen, ohne was zu kaufen; die Schneiderin hat eine potentielle Stammkundin verloren und die Sprachschule …. da bin ich noch am Überlegen, ob ich nicht aus Trotz richtig gut Chinesisch lerne. So gut, dass ich dem Boss der Schule irgendwann in fließendem Chinesisch sagen kann, dass jemand, der keine einzige Fremdsprache kann und eine Sprachschule leitet, seinen Mund eventuell nicht so weit aufreißen sollte.

Liste bedauernswerter Arbeitskräfte in Shanghai

  • Die Taschenkontrolleure an sämtlichen Metrostationen. Meistens in übergroßen Uniformen verpackt, fordern sie höflich durch charakterisches Anwinkeln des Unterarmes die Fahrgäste auf, ihre Gepäckstücke durch den Röntgenapparat zu schieben. Pikant: die meisten Passagiere juckt das nicht und sie gehen einfach so durch.
  • Pförtner und Guards. Überall eingesetzt, wo es Platz für nen Glaskasten gibt, an Compoundeingänge, größere Einfahrten oder vor diversen Konsulaten. Funktion: Schranken öffnen. Aber sonst vermutlich nur den Stuhl warm halten. Immerhin: die Glaskästen haben Klimaanlagen!
  • Verkehrspolizist. Der härteste aller Jobs. Mitten im Feierabendverkehr den selbigen regeln, bedauerlicherweise meist ohne Maske. Extremste Schadstoffbelastung. Anscheinend gut bezahlt.
  • Bewacher unbenutzter Gebäude oder Gelände: Den Großteil der Zeit stehen sie sich die Beine in den Bauch. Und wenn zufällig mal jemand das Gelände betreten will, müssen sie mit größtmöglicher Lautstärke und Wichtigkeit darauf hinweisen, dass selbiges verboten ist.
  • Immer wenn man sich nicht sicher ist, wo der beißende süßlich-modrige Geruch herkommt, der einem unangenehm in die Nase kriecht, sind sie nicht weit: die Stinky-Tofu-Köche. Das Schöne an ihrem Job ist, dass sie sich (zur Überraschung empfindlicher Langnasen) großer Beliebtheit erfreuen.
  • Fahnenwinker in den Metro-Stationen: Diese Menschen geben den Metro-Fahrerinnen Bescheid, dass alle Passagiere verstaut sind und sie losfahren können. Während der Stoßzeiten haben sie zusätzlich noch die undankbare Aufgabe, für Ordnung zu sorgen und gegebenfalls zu entscheiden, wer noch in die aktuelle Metro darf und wer nicht. Die “Stoß-Zeiten” sind in der Shanghaier Metro wörtlich zu sehen, siehe zum Beispiel das untere Bild hier.