Jump ’n’ Run in Shanghai

“Als Jump ’n’ Run (von englisch jump and run ‚springen und laufen‘) bezeichnet man Computerspiele, bei denen sich die Spielfigur laufend und springend fortbewegt und das präzise Springen einen wesentlichen Teil der spielerischen Handlung darstellt.” [Zitat aus „Jump ’n’ Run“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie]

Joggen gehen in Shanghai. Die erste Hürde ist der Smog. Der Air Quality Index sollte auf einem halbwegs verträglichen Niveau sein, sonst macht das Laufen nicht nur keinen Spaß, sondern ist sogar ungesund. Aber auch sonst ergeben sich ein paar faszinierende Hürden, die aus einer gewöhnlichen Laufrunde ein spannendes Jump ’n’ Run-Spiel machen:

  1. Gerüste aus Bambus, lassen nur sehr enge Gässchen und blockieren den Bürgersteig. Alternativ: Die Bambusrohre sind noch nicht aufgebaut, sondern liegen auf einem riesigen Haufen.
  2. Handfeste Nachbarschaftsstreits. Meistens kommen schnell zehn, zwanzig Leute zusammen, die sich wahlweise einmischen oder das Spektakel betrachten wollen.
  3. Sehr beliebt: “das häufige, betonte Entleeren der Atemwege, dem eine reinigende, gesunderhaltende Wirkung zugesprochen wird,” wie der Stadtführer der Deutschen Außenhandelskammer das ständige Vor-die-Füße-Rotzen gekonnt umschreibt.
  4. Gerne werden auch Fische oder andere Tiere auf dem Gehweg ausgenommen, Fahrräder und Motorroller repariert.
  5. Inhalte von Putz- und Mülleimern werden auf die Straße geworfen. Selber schuld, wenn ich in dem Moment gerade vorbei jogge.
  6. Hochzeitspärchen oder solche, die es bald werden, lassen sich in verliebten, altmodisch anmutenden Posen von Fotografenteams ablichten.
  7. Diverse Baustellen, gern auch solche, die am Vormittag des gleichen Tages noch nicht zu erahnen waren.
  8. Lockere Stolpersteine auf dem Gehweg. Vor denen sollte man sich seiner Knöchel zuliebe in Acht nehmen.
  9. Kleinen Vierbeinern, vornehmlich Pudeln, soll das Gassigehen an der Leine und in Schuhen (!) beigebracht werden. Ist ne aufwendige Angelegenheit.
  10. Kleinen Kindern soll beigebracht werden, ihr Geschäft zu verrichten. Ist auch ne aufwendige Angelegenheit. Kleinkinder haben in China meist Hosen mit einem Schlitz am Po an, da sie für gewöhnlich keine Windeln tragen.

… und das alles innerhalb von 30 Minuten bei uns im Viertel. Keine Übertreibung.