Hochzeit auf Chinesisch

Der Hochzeitsmorgen:
Die Braut übernachtet bei ihren Eltern, der Bräutigam kommt mit einer Gruppe Kumpels vorbei und muss sich ihrer würdig erweisen, d.h. sie ist mit Freundinnen in ihrem Zimmer eingeschlossen, Bräutigam und Helfer müssen Lieder singen; er muss erraten, welcher der Lippenstiftabdrücke auf einer Serviette (in dieser Variante auf einem Stück Klopapier) der ihre ist; er muss ihr ein bisschen Geld in einem Umschlag unter der Tür durch schieben und so weiter.
Zu guckt: die Hochzeitsgesellschaft.

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Am Vormittag, in ihrem Heimatdorf:
Die Braut wird von seinen Kumpels dreimal in einer Sänfte um einen Baum getragen. Ein paar Freunde sind hauptsächlich aus dekorativen Gründen dabei. Dann geht die Sänfte zur Trauungsstätte.
Zu guckt: die Hochzeitsgesellschaft und die Dorfbewohner.

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Die Trauzeremonie:
Das Paar muss symbolisch durch Feuer und über Wasser laufen. Die Braut wird symbolisch von ihren Eltern an ihn übergeben.
Zu guckt: Wer kann.

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Nach der Zeremonie:
Der erleichterte Bräutigam wird von Freunden auf den Arm genommen.
Zu guckt: Wer noch da ist.

Schwerelos

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Neulich waren Christian und ich zum ersten Mal mit einem Gleitschirm unterwegs, wieder mit unserer beliebten Outdoor-Aktivitäten-Gruppe. In die Luft zu kommen ist erstaunlich einfach. Was man braucht: erstmal großes Vertrauen, dass die chinesischen Guides, die kein Englisch sprechen, schon wissen was sie tun, einen steil abfallenden Hügel, einen erfahrenen Paraglider als Tandempartner und nen Gleitschirm. Nachdem das Geschirr angeschnallt ist, einfach auf den richtigen Wind-Moment warten und losrennen, gegen den Wind. Sieht ziemlich bescheuert aus, aber nach ein paar Sekunden ist man schwerelos. Wunderschön. In der Luft. Wie der Samen einer Pusteblume. Ich würd’s immer wieder tun. An dem orangenen Gleitschirm unter meinen Füßen hängt übrigens Christian. Die Landung war sanft.

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25. Stock = 20. Stock

Ich arbeite im 25. Stock im Fortune Tower. In Deutschland wäre das gleiche Stockwerk das 20. Und das geht so:

Was in Deutschland das Erdgeschoss ist, wird in China als erster Stock gezählt. Bisher wäre es also der 24. Stock. 25-1=24

Die Zahl Vier (å›› – sì) hat eine besondere Bedeutung in China. Die Aussprache des Wortes sì ähnelt sehr der des Wortes sÄ­ (æ­») und das heißt ‘sterben’. Die Vier gilt also als Unglückszahl und wird in China möglichst vermieden. Also gibt es keinen 24. Stock. Und auch keinen 14. Stock und erst recht keinen 4.! Also: 24-3=21

Und weil es der Fortune Tower ist und die Bauherren danach strebten, auch westlichen Kunden Glück zu bringen und von ihnen beglückt zu werden, muss natürlich auch der 13. Stock ausgelassen werden. Also: 21-1=20

Ob diese Zählweise generell üblich ist oder ob nur der Fortune Tower seine Stockwerkanzahl damit ein bißchen in die Höhe treibt, diese Untersuchung bleibt noch aus. Auf jeden Fall lässt diese Zählweise Raum, über den Zusammenhang zwischen Aufschneiderei und Aberglaube zu spekulieren.

pic fortune tower