Apartmentaussichten: Ein Tag im Zeitraffer

Weltpremiere: eine Zeitrafferaufnahme aus unserer Bude vom 22. Mai. Die Kamera habe ich dazu hemdsärmlig auf unseren Balkon gestellt, wohl nicht ganz fest, denn das Bild hopst zwischendurch mal (oder schon wieder Erdbeben?!). Geplant waren 24 Stunden, aber der Akku hat bei der Frequenz von einem Bild pro fünf Minuten nicht durchgehalten. So sind es um 15 Stunden geworden.

Spannend finde ich den kurzen Sonnenuntergang. Auch kann man das Treiben auf dem Grillplatzes links unten gut erkennen.

 

Besuch, Besuch, Besuch!

Die Sommermonate bescheren uns den Luxus, gleich zweimal Besuch hier in Shanghai empfangen zu dürfen. Meine Schwester Tina und ihr Freund Lothar sind schon wieder zurück im idyllischen Berlin.
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Wenn ich Besuchern das inzwischen Gewohnte zeige, sehe ich alles nochmal mit neuen Augen. Es fällt mir wieder auf, wie laut die Leute sind und wie viele! Die beiden haben weitgehend auf eigene Faust Shanghai erkundet und wir haben gemeinsam ein paar Ausflüge gemacht, eine Wandertour mit unserer Outdoorgruppe und die Kaiserstadt Xi’an mit Terrakotta-Armee und Wandern in den nahen Bergen.

Selbst nach ein paar Tagen Shanghai war für die beiden nachvollziehbar, wie wichtig es für uns geworden ist, regelmäßig Natur zu tanken – auch wenn es unter chinesischen Umständen ist, d.h. mit Menschenmassen und Treppenstufen (für Stöckelschuhe etc.).
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Nach dem Besuch ist vor dem Besuch: Wir freuen uns jetzt auf Wendelin und Helga!

Schwerelos

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Neulich waren Christian und ich zum ersten Mal mit einem Gleitschirm unterwegs, wieder mit unserer beliebten Outdoor-Aktivitäten-Gruppe. In die Luft zu kommen ist erstaunlich einfach. Was man braucht: erstmal großes Vertrauen, dass die chinesischen Guides, die kein Englisch sprechen, schon wissen was sie tun, einen steil abfallenden Hügel, einen erfahrenen Paraglider als Tandempartner und nen Gleitschirm. Nachdem das Geschirr angeschnallt ist, einfach auf den richtigen Wind-Moment warten und losrennen, gegen den Wind. Sieht ziemlich bescheuert aus, aber nach ein paar Sekunden ist man schwerelos. Wunderschön. In der Luft. Wie der Samen einer Pusteblume. Ich würd’s immer wieder tun. An dem orangenen Gleitschirm unter meinen Füßen hängt übrigens Christian. Die Landung war sanft.

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Wandern mit Möpsen ist möglich, aber sinnlos

Wandern und Chinas schöne Natur geniessen – das war unser Anliegen, als wir uns mal wieder für einen Wochenendausflug mit der Outdoor-Aktivitäten-Gruppe Yejo entschieden haben. Dieses Mal ging es für uns in die Nähe von Níngguó, wörtlich übersetzt: beschauliches Land.image Der Name verspricht nicht zuviel: die Landschaft ist wunderschön und wild, d.h. es gibt Wanderpfade, wie man sie aus den Alpen kennt, nicht betonierte Treppen, wie wir es schon öfter in China erlebt haben.

Aber nun zu den vierbeinigen Überraschungs-Hauptakteuren des Wochenendes: das Mopsteam um Biscuit und Dami (übersetzt Keks und Reis). Die zwei wurden von ihrem shanghainesischen Frauchen als recht fit bezeichnet und das sind sie vielleicht auch für Stadtmöpse.image

Etwas weniger optimistisch war die bunt gemischte menschliche Wandertruppe, die schon gleich zu Anfang Wetten abgeschlossen hat, ob die Kleinen nach zwei oder drei Stunden schlapp machen… nach einer halben Stunde war es soweit: die ersten unüberwindbaren Hürden in Form von mittelgroßen Steinbrocken taten sich auf. Erschwerend kam hinzu, dass wir entlang eines Wasserlaufs den Berg raufstapften und darum alle 50 Meter die Überquerung des Bergbaches anstand. Das stellte auch psychologisch ein großes Hindernis für einen der Möpse dar, der aufgrund traumatisierender frühkindlicher Erfahrungen eine Wasserphobie entwickelt hatte.
image Da die Tiere also alle paar Meter über Steine oder Wasser gehoben werden mußten, dauerte es nicht lange, bis die Möpse im Rucksack landeten. Natürlich konnte die zierliche Hundebesitzerin die zwei 8 und 10 Kilo schweren Lieblinge nicht alleine tragen.
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Darum wurde diese Aufgabe schnell an kräftige Maenner mit großen Rucksäcken übertragen, die ihre Aufgabe anfangs amüsiert, später zunehmend zerknirscht ausführten. image  image

Die ersten 5 Stunden der Wanderung wurden also vom Möpse-Ein-und-Ausladen, vom Möpse-über Hindernisse-heben und von kurzen Gehversuchen der Möpse bestimmt.
Da fielen die zwei Shanghainesinnen kaum auf, die sich aufgrund der Matschigkeit des Bodens und der Glätte ihrer Schuhsohlen genötigt fühlten, den Berg rauf- bzw. runterzukriechen. Vielleicht haben sie sich auch einfach vom Erfolgsmodell Vierbeinantrieb inspirieren lassen.

Den Abstieg meisterten die kleinen Viecher erstaunlich souverän, von ein paar kleinen Hebefiguren über Wasser mal abgesehen. Der Weg hinab wurde durch einen anderen Umstand erschwert und entscheidend verzögert: Nicht nur hatten wir einen Hund mit Aquaphobie dabei, sondern auch eine Teilnehmerin mit Akrophobie, sprich: Höhenangst. Mit viel Überredungskunst, Feingefühl und Geduld von Seiten unseres Guides kam glücklicherweise auch sie rechtzeitig bei Anbruch der Dunkelheit wieder heil bei unserer Herberge awpid-mmexport1428363652227.jpgn.

Trotz all dieser Besonderheiten war es ein wunderschöner Trip ins Grüne, wir hatten eine tatsächlich recht anspruchsvolle Wanderung mit Klettersteigelementen wie Metalleitern und ein paar Kraxelpartien, Bewegung, frische Luft, Natur – alles, was wir uns erhofft hatten.

wpid-mmexport1428362928514.jpgAbends hat die Hundefrau zur Wiedergutmachung und Begeisterung aller eine Runde Bier spendiert.

25. Stock = 20. Stock

Ich arbeite im 25. Stock im Fortune Tower. In Deutschland wäre das gleiche Stockwerk das 20. Und das geht so:

Was in Deutschland das Erdgeschoss ist, wird in China als erster Stock gezählt. Bisher wäre es also der 24. Stock. 25-1=24

Die Zahl Vier (å›› – sì) hat eine besondere Bedeutung in China. Die Aussprache des Wortes sì ähnelt sehr der des Wortes sÄ­ (æ­») und das heißt ‘sterben’. Die Vier gilt also als Unglückszahl und wird in China möglichst vermieden. Also gibt es keinen 24. Stock. Und auch keinen 14. Stock und erst recht keinen 4.! Also: 24-3=21

Und weil es der Fortune Tower ist und die Bauherren danach strebten, auch westlichen Kunden Glück zu bringen und von ihnen beglückt zu werden, muss natürlich auch der 13. Stock ausgelassen werden. Also: 21-1=20

Ob diese Zählweise generell üblich ist oder ob nur der Fortune Tower seine Stockwerkanzahl damit ein bißchen in die Höhe treibt, diese Untersuchung bleibt noch aus. Auf jeden Fall lässt diese Zählweise Raum, über den Zusammenhang zwischen Aufschneiderei und Aberglaube zu spekulieren.

pic fortune tower