Zauberhaftes vom Li Flüsschen

Wir sind in der autonomen Region Guangxi in Südchina, immer noch im Distrikt Guilin, nun aber in einem kleinen Städtchen namens Xingping. Dieses liegt direkt am Li, einem Fluss, dessen malerische Szenerie die Rückseite des 20 Yuan Geldscheins trägt.

Sanfte Berge soweit das Auge reicht, meistens etwas vom Dunst der Atmosphäre umspielt. Dazwischen schlängelt sich der Fluss, den wir heute auf einem Bamboo Raft erkunden. Leider musste der  ursprüngliche natürliche Rohstoff weichen und stattdessen finden sich PVC Rohre im Einsatz*. Diese sind verbunden und bilden so den Schwimmkörper des Rafts. Obenauf ist die Sitzfläche befestigt, zum Antrieb gibt es einen beweglichen knatternden Motor mit einer langen Welle, die mitsamt der Schraube im Wasser hängt.

An einer Verladestation werden alle Fahrgäste auf die Boote geleitet. Die Zuordnung zu einem Fahrer scheint willkürlich, für uns ist es aber auch völlig egal, wen wir nicht verstehen. Die Kommunikation auf Chinesisch ist für uns weiterhin nur rudimentär möglich. Wir knattern davon und der idyllische Fluss wird von einer nicht enden wollenden Kette identischer Boote bevölkert.

Die Kulisse auf dem Fluss ist wirklich schön. Der Himmel blau, die Karstberge in sattem Grün und auch der Fluss macht einen erstaunlich sauberen Eindruck. Hin und wieder laden kleine Stände am Ufer zu einer Stärkung oder zu Souvenirs ein. Die Fahrt in der beschaulichen Szenerie ist äußerst entspannend und lädt zum Dösen ein.

Kurz vor Ende noch eine kleine Überraschung: Wir werden von einer Polizeipatroullie gestoppt. Die fröhlich rauchende Besatzung in ihrem kleinen Motorboot mit aufregend blinkender Blau-Rot-Beleuchtung entert uns Steuerbord. Unser Bootsmann hat das Nummernschild scheinbar nicht ordnungsgemäß befestigt und kassiert eine Rüge. Das ganze ist schnell gelöst und wir können weiterschippern.

Wie geplant werden wir kurz vor einem Ort Namens Yangdi am Ufer abgesetzt. Wir werden einen Teil der Strecke entlang des Flusses zurückwandern. Der Fußmarsch tut uns gut, die Sonne scheint uns in die bis dahin noch blassen Stadtgesichter und wir befinden uns in lustiger Gesellschaft: Mit uns ist eine bunte, internationalen Truppe aus Hong Kong unterwegs, die im gleichen Hostel abgestiegen sind.  Zusammen erkunden wir kleine am Fluss gelegene Dörfer und versuchen die feilgebotenen Köstlichkeiten.

Ziemlich unzufrieden sind wir allerdings mit einem bei Chinesen populären Restaurant, das wir uns zum Mittagessen ausgesucht hatten. Wir Laowei (= Ausländer) scheinen den Bediensteten mehr als lästig. Dies machen wir daran fest, dass unsere Mahlzeit nur nach Protest und in kleinen Häppchen gereicht wird.

Tatsächlich passiert es uns immer wieder, dass wir von Kellnern offensichtlich ignoriert werden. Unsere Theorie geht dahin, dass Wenige Lust haben, sich mit der Sprachbarriere auseinander zu setzen. Für uns ist das auch nicht einfach, aber – so wir nicht hungern möchten – die Tagesordnung.

Trotzdem bleibt dieser Tag ein Highlight für uns. Die Großstadt ist vergessen uns es macht Spaß in der Natur tief durchzuatmen und Wärme zu tanken. Von diesem China wollen wir in Zukunft bitte noch mehr sehen!!

*Nachtrag: Für einen kurzen Abschnitt des Flusses nahe Yongshou werden noch echte Bambusboote verwendet (siehe Bild). Diese können allerdings nur flussabwärts fahren und werden von überladenen LKW zur Einsetzstelle gekarrt. Viel sympathischer und ohne nervigen Motorenlärm auf dem Wasser!