Hanami

Hanami (花見) heißt wörtlich Blumengucken. Jedes Jahr von Ende März bis Ende April fiebert Japan auf die Kirschblüte hin. Das nationale Wetterbüro veröffentlicht jedes Jahr eine Blühvorhersage der “Kirschblütenfront”.

Februar ist der kälteste Monat im Jahr. Wenn die Tage endlich wieder wärmer werden und sich die ersten zarten Vorboten der erwachenden Natur zeigen, kann man richtig zuhören, wie ein Stoßseufzer der Erleichterung durch die Bevölkerung geht. Und sehen kann man es auch. An den prall gefüllten Tokioter Parks, die lauter Menschen bei den Hanami-Partys zeigen. Dabei setzen sich die Leute auf blauen Plastikplanen unter die blühenden Bäume, picknicken, trinken und fotografieren sich dabei. Bis auf die unzähligen Terrabytes an überflüssigen Fotos eine Spitzenidee.

Für die vür Jahreszeiten

“Wie herrlich ist’s doch im Frühling!
Im Frühling, da ist’s mir so wohl.
Oh wäre es immer nur Frühling,
Im Frühling, da ist mir so wohl
Der Frühling, der hat so was Eignes,
Der Frühling besitzet die Kraft.
Oh bliebe es immer nur Frühling,
Der Frühling gibt Mut uns und Kraft!”

Von Karl Valentin alias Korbinian Nasenlöchler

Für Sommer, Herbst und Winter ist je dieselbe Strophe durch Einsetzen der Jahreszeit vorzutragen.
Nachdem Korbinian Nasenlöchler drei Strophen durchdekliniert hat und beim Winter angekommen ist, wird er vom Publikum ausgepfiffen und muss seinen Liedvortrag abbrechen. Sein Kommentar: “Und gerade der Winter wäre so interessant gewesen!”

Einen gesamten Jahreszeitenzyklus haben wir jetzt schon in Japan ge- und erlebt. Es kann einem so vorkommen, als sei Japan das einzige Land, das vier Jahreszeiten vorzuweisen hat. Frühling, Sommer, Herbst und Winter werden je in ihrer Einzigartigkeit gefeiert, dass es eine Freude ist. Am bekanntesten ist wahrscheinlich das Feiern der Kirschblüte, das den Frühling und Neubeginn des Jahres einleutet. Die Menschen picknicken und trinken Sake unter den blühenden Kirschbäumen. Der Sommerhitze werden allerorten Festivals mit bunten Feuerwerken entgegengesetzt. Im Herbst wird das Ereignis des Blätterverfärbens groß zelebriert. So wie bei den Kirschblüten werden auch hier extra Ausfahrten zu besonders schöner Belaubung angeboten. Im Winter sind zumindest die Tokyoter stolz auf die umfänglichen Beleuchtungskunstwerke, die sich jedes Viertel ausgedacht hat.

Ist irgendwie ansteckend, diese Freude am Wandel der Natur. Wir wünschen Euch einen schönen Frühling, wenn er sich in Deutschland zeigt!

Die Zwischenzeit


Zur Illustration für die, die die Geographie um Tokio vielleicht gerade nicht präsent haben: Mittig unten der blaue Punkt ist Yokohama, da wohnen wir gerade. Bei der roten Markierung ist ab Mai Christians Büro und etwa ab da wo Shibuya steht, wird Tokio besonders interessant.

Wir wohnen zur Zeit übergangsweise in einer Art Ferienwohnung in der Nähe von Yokohamas Hafen. Eine schöne Sache, da wir am Meer spazieren oder joggen gehen können, um unsere Shanghai-geplagten Lungen durchzulüften und tief durchzuatmen. Aber es ist eben nur ein zwischenzeitliches Zuhause, wir sind – natürlich – auf der Suche nach einer dauerhaften Bude, deren Verkehrsanbindung strategisch möglichst gut zwischen Tokios Zentrum und Christians neuer Arbeitsstelle liegt. Auch unsere Umzugskisten aus Shanghai befinden sich in einer Interimssituation. Sie übernachten zur Zeit beim japanischen Zoll und die Umzugsfirma fragt schon jeden Tag an, wo sie die Kisten nach der Zollabfertigung denn hinliefern darf.

Die derzeitige Situation ist uns vertraut und gleichzeitig nicht. Wir sind angekommen, aber noch nicht ganz da. Wir sind wieder fünf Jahre alt, verstehen das meiste noch nicht so ganz, können nichts lesen und haben nur eine ungefähre Ahnung davon, wie die Dinge funktionieren und der Hase läuft. Während Christian schon fleißig am Arbeiten ist, lerne ich Japanisch und die Gegend kennen. So ähnlich wie vor etwas mehr als zwei Jahren in Shanghai.

Sakura Forecast

Die Kirschblüten (Sakura) übrigens markieren auch so eine Zwischenzeit, der Frühling ist angekommen, aber noch nicht ganz da. Ganz Japan freut sich an ihnen, es gibt sogar eine offizielle Blühvorhersage (hier von http://www.japan-guide.com/sakura), so dass Interessierte die 10 Tage andauernde kostbare Sakura-Zeit in ihrer Gegend nicht verpassen. Wie Ihr seht, hat Tokio seinen Zenit in der Zwischenzeit schon überschritten.