Jacke wie Hose, Schaf wie Ziege

Unser zweiter chinesischer Jahreswechsel steht vor der Tür. Nach dem Pferdejahr soll das kommende das Jahr des Schafes sein. Oder der Ziege? Nicht mal die Illustratorin und der Texter dieses Horoskops scheinen sich darüber einig zu sein:
Schaf ZiegeDiese Verwirrung liegt mal wieder an der Sprache. Es ist das 羊Yáng-Jahr. Und je nachdem, welches Zeichen dem Yáng-Zeichen vorangestellt wird, ergibt das Wort dann Schaf oder Ziege (Schaf heißt miányáng 绵羊, Ziege heißt shānyáng 山羊). Wie so oft müssen wir uns auch in diesem Fall damit zufrieden geben, dass es keine klare Aussage zu diesem Thema gibt. Und es scheint auch niemanden zu stören. Bis die Ausländer kommen und so komische Detailfragen stellen. Schaf oder Ziege, ist doch Jacke wie Hose.

Nach chinesischem Tierkreiszeichen ist Christian übrigens Ziege. Oder Schaf. Dürft Ihr entscheiden.

Wir wünschen Euch auf jeden Fall ein tolles 羊-Jahr!

Borneolisches im Jänner

“Was? Waren die Lumpen schon wieder Urlaub?”, mag sich manch’ einer fragen. Die Antwort ist: Jepp, denn wir haben über Weihnachten geschuftet wie die Berserker und durften die Früchte ebendieser Arbeit im Januar geniessen.

Jeglichen Warnungen¹ zum Trotz lautete unser Urlaubsziel: Borneo, genauer gesagt Sabah auf dem malaysischen Teil der Insel. Unser Flug (nur 20 Passagiere: einsteigen, lang machen) führte uns nach Kota Kinabalu². Bei diesem Namen kommt mir zwangsläufig immer der Song “if you like Pina Coladas..” ins Ohr. Dämlich, sorry. Aber der Song ist gut.

Kota Kinabalu ist eine nette überschaubare Stadt. Die tropischen Temperaturen und die saubere Luft stimmten uns gleich positiv. Der Nachtmarkt hält einige lecker zubereitete Meeresbewohner zum Verzehr vor. Auch frische Säfte, Pubs mit Livemusik und das ein oder andere kühle Bier kamen nicht schlecht bei uns an.

Wie immer nach einem Nachtflug sehnten wir uns nach nichts anderem als einer ebenen Liegefläche. Leider Fehlanzeige – das gebuchte Zimmer war noch belegt. Ein Topidee kam auf und kurze Zeit später brausten wir verschwitzt und nur mit Handgepäck auf die vorgelagerte Insel Sapi. Wir waren direkt im Urlaub. Sandstrand, Schnorchel- und Tauchbetrieb und so nebenbei Riesenechsen(!).

Wie wir nachlesen, ist diese Insel tatsächlich für ihre Waran-Population bekannt. Wir dagegen sind mehr oder weniger in die Biester, die bis zu 50kg schwer werden können, rein gerannt. Es gab keine Verletzten. Wohl aber einen finanziellen Verlust, denn auf der Inseltoilette (deja vue und Gruß an Bastue) wurden wir um einen Großteil unserer Barabhebung gebracht. Tathergang: Portmonaie vergessen und ausgeplündert wiedergefunden. Merde! Wir lassen uns davon die schlechte Laune nicht verderben. “Lebbe geht weider”, hat man dazu vor ein paar Jahren im Hessenland gesagt.

Am folgenden Tag zurrten wir unseren Trip zurecht. Wir kamen wie immer ungeplant und mussten feststellen, dass in Borneo einiges nur mit Buchen von Reisepaketen und Beschaffen von streng limitierten Berechtigungen (zum Bergsteigen und Tauchen), etc. funktioniert.

Unsere erste Station war eine zweitägige Wanderung auf den Mount Kinabalu (4095m, höchster Berg Borneos).  Diese hat uns ganz schön unsere Grenzen aufgezeigt. Wir erreichten den Gipfel nach rund 2400 Höhenmetern erschöpft und frierend morgens um 5:30 Uhr. Eigentlich, um die Sonne aufgehen zu sehen. Nach 5 Minuten war es klar, dass die Wolken die Regie übernommen hatten und wir ganz andere Sorgen als einen romantischen Sonnenaufgang hatten: Der Nieselregen ging langsam aber sicher in einen eisigen Schauer über, der den Abstieg auf dem glatten Gestein nicht einfacher gestaltete.

Kleine Bergkritik an dieser Stelle: Die Planer hätten gut daran getan, sich etwas mehr Gedanken zur Wegführung des “Summit Trails” zu machen. In direkter Linie zum Gipfel mit 30% Treppenanteil ist nicht unbedingt das, was wir unter einem tollen Wanderweg verstehen.

Sei’s drum: wir kamen glücklich, zufrieden und froh um die körperliche Ertüchtigung von der Tour zurück. Unsere Wunden leckten wir uns daraufhin in Sepilok, einer kleinen Enklave inmitten der nicht enden wollenden Palmöl-Plantagen Borneos (ein grosses Problem für die Tierwelt).

Touristenmagnet Nummer eins ist in Sepilok das Orang-Utan Rehabilitationscenter, welches sich zur Aufgabe gemacht hat, hilfsbedürftige Zeitgenossen aufzupeppeln und anschliessend auszuwildern. Wir durften ein paar Exemplare dieser faszinierenden Spezies bei einer Zufütterung bewundern. Fazit: Von den Kletterfertigkeiten dürfen wir uns gerne einiges abschauen!

Daneben gibt es noch ein Schutzgebiet für die endemischen Nasenaffen. Dank der frappierenden Ähnlichkeit zu ihnen bin ich immer wieder in den Fokus schnappschussjagender Touristen geraten. Diese Kerle sind einfach zu cool. Aufgrund ihrer Diät (nur Blattkost) verfügen sie über einen ähnlichen Verdauungsapparat wie Kühe. Der dicke Bauch, das orangene Haar und die der Verdauung geschuldeten Flatulenzen hat ihnen zudem den Beinamen “Dutch Monkey” eingebracht. Wie mögen wohl unsere niederländischen Nachbarn darüber denken?!

Es darf erwähnt werden, dass Januar ein Monat der Regenzeit in den Tropen ist. Immer wieder wurden wir daher Opfer zum Teil starker Regenfälle (natürlich bei angenehmen Temperaturen). Der Höhepunkt war die Überflutung der Zufahrt zu unserem Gasthaus, wodurch wir gezwungen wurden, im wadentiefen Wasser zur nächsten Busstation zu laufen.

Unsere letzte Reisestation befand sich im südöstlichsten Teil Borneos. Die Region ist bekannt für das Artenreichtum im Unterwasserschutzgebiet um die Insel von Sipandan. Die geographischen Gegebenheiten (Vulkanischer Ursprung, Steilwände mit einer Tiefe bis zu 2km) sorgt dafür, dass sich das maritime Leben dort ein Stelldichein gibt. Darunter befinden sich verschiedene Arten von Haien, Barrakudas, Seeschildkröten und und und.

Wir nisteten uns für fünf Tage im Tauchressort “Scuba Junkie” auf der Nachbarinsel Mabul ein und fröhnten in vollen Zügen dem Tauchsport. Das komplette Arrangement ist wirklich gut durchdacht und optimiert darauf, soviel Zeit wie möglich unter Wasser zu verbringen (fühlen uns mittlerweile schon wie gewiefte Seegurken). Der Spass kam auch Dank der vielen netten Leute, die wir dort kennenlernten und der ein oder anderen geschmuggelten Flasche Feuerwasser, nicht zu kurz.

Etwas surrealistisch ist das ganze Szenario dennoch. Zahlreiche Ressorts wie unseres teilen sich die Insel mit dem ärmlichen halbsesshaften Insulanern. Von den Einheimischen werden sie auch “sea gypsies” (Seezigeuner) genannt und die auf Pfählen im Flachwasser stehenden Behausungen unterstreichen den Eindruck, dass es sich nicht um langfristige Wohnorte handelt. Die Mehrzahl der Insulaner sind übrigens Kinder. Wenn es eine Haupteinnahmequelle gibt, muss dies der Fischfang sein. Trotz der großen Diskrepanz der Lebenswelten scheint das Zusammenleben harmonisch, zumindest konnten wir nichts gegenteiliges feststellen.

Wegen der Kidnapping-Fälle, illegaler Immigration und des Disputs um Hoheitsrechte wird die Insel, wie eigentlich die ganze Region, von der malaysischen Armee bewacht. Am Abend patrouillieren schwer bewaffnete Soldaten den Strand. Bei Anlanden auf kleinen offiziell unbewohnten Inseln bei unseren Tauchgängen, schauten wir des Öfteren in die Mündung von freundlich gesinnten Maschinengewehren. Wir verstanden das alles zu unserem Schutz und fühlten uns in der Tat sicher, trotzdem stimmt es uns immer wieder nachdenklich, in welchem Paradies wir wohl gelandet waren.

Einen spottbilligen Inlandsflug später waren wir wieder in KK und auf dem Rückweg nach China. Und so endete unser Urlaub nach tollen zwei Wochen in einem schönen abwechslungsreichen Land voll sauberer Luft, einer Multikulti-Bevölkerung, die uns auf Englisch versteht, freiem und schnellem Internet. Borneo – jederzeit wieder!

Fussnoten:

¹Die Warnungen im Einzelnen:
a) Da gibt’s doch kein Bier! (da muslimisch geprägt);
b) Seid ihr sicher, mit Malaysian Airlines zu fliegen? (zwei Abstürze in 2014);
c) Keine Angst vor Touri-Kidnapping? (mehrere in 2014).

²Zur Zeit der brit. Kolonialherrschaft hieß KK, wie die Einheimischen die Stadt dieser Tage nennen, übrigens Jesselton.

Ja, war denn jetzt scho Weihnachten?

Fühlt sich natürlich anders an, Weihnachten in Shanghai zu verbringen. Aber wir hatten hier doch einiges Weihnachtliches am Start: zum Beispiel waren wir auf Chinas größtem deutschen Weihnachtsmarkt. Weil Milch hier Luxusware ist, gab es neben dem üblichen Kram, den man so auf Weihnachtsmärkten kaufen kann, auch einen Stand, an dem ausschließlich Milch verkauft wurde.

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Von Christians Kollegen Bülent konnten wir ein Plastikweihnachtsbäumchen ausleihen, das ein bisschen Weihnachtsstimmung in die Bude gebracht hat.

Am 24. Dezember habe ich eine dermaßen rappelvolle Kirche gesehen wie noch nie zuvor: die St. Ignatius-Kathedrale, wir haben uns natürlich die Messe auf Chinesisch angeschaut, und da wir den Text auf Deutsch ja in etwa kennen, konnten wir auch ein bißchen was verstehen. Der Kirchenbesuch war insgesamt deutlich dynamischer als Kirchenbesuche in Deutschland. Es wurde auch während der Messe immer wieder von neuem um die besten Plätze gerangelt, Fotos werden sowieso immer und überall gemacht, und bei so vielen Leuten war natürlich auch die Verteilung der Kommunion ne ziemlich beeindruckende Angelegenheit.

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Den Heiligabend haben wir dann ganz gemütlich bei Freunden und Bekannten verbracht, mit dem Schmankerl, dass wir vom 43. Stock aus einen tollen Blick auf Shanghai hatten.

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Wir hoffen, Eure Festtage sind und waren so schön, lustig, stimmungsvoll, und besinnlich, wie Ihr es euch gewünscht habt!

Kleine Nettigkeiten am Arbeitsplatz

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Auswahl der bisherigen Aufmerksamkeiten

Es vergeht kaum ein Monat in der Firma, in dem nicht morgens ein kleines kunstvolles Päckchen auf meinem Schreibtisch auf mich wartet. Das ist das Zeichen, dass ein/e MitarbeiterIn  geheiratet hat. Die Füllung des Ganzen: Süßigkeiten, überwiegend sogar Ferrero Rocher. Der Absender bleibt anonym, allerdings kennen meine chinesischen Kollegen meistens den oder die UrheberIn. Das heißt dann immer noch nicht, dass ich die Person kenne – es bekommt einfach jeder Mitarbeitern etwas. Vielleicht ist das auch der Grund, warum der Anlass der Aufmerksamkeit zum Teil schon über ein Jahr zurück liegt – muss man ja auch erstmal finanzieren, so 400-500 Goldkugeln.

Wasser, Farben, Sonne – eine Nacherzählung

Anlässlich der Gründung der VR China und während in Hongkong die Proteste tobten, waren Nationalfeiertage und wir hatten Urlaub (wieder so einen, bei dem man an den Wochenenden vor- und nacharbeitet) und sind direkt nach dem letzten Arbeitstag auf die Philippinen geflogen. Durch den Nachtflug war der erste Tag entsprechend durcheinander. Wir machen einen Spaziergang und dösen in einem öffentlichen Park, bis wir endlich im Hotel einchecken und ausschlafen können.

Der 2. Tag beginnt mit einem Boots- und Wandertrip zum kleinen Taal Vulkan, superschön. Die alten Gäule, die den Touristen angeboten werden, um den dreiviertelstündigen Anstieg zu umgehen, lehnen wir dankend ab.

Um weiter zum nächsten Ziel zu kommen, hören wir auf den Rat von Einheimischen und machen einen riesen Umweg – so als wollte man von Ellwangen nach Berlin über Karlsruhe fahren, oder von Freigericht über Hamburg nach Berlin. Effekt: Wir verpassen die letzte Fähre, lehnen das Angebot einer privaten Überfahrt für 90 Euro ab und übernachten für 16 Euro in einem Stundenhotel der hässlichen Hafenstadt. Das Highlight des Abends ist Karaoke singen in nem zwielichten Thai-Restaurant.

Am Morgen geht’s schnellstmöglich raus aus dem Stundenhotel und mit dem Boot zur Halbinsel Sabang auf Mindoro. Nach unseren positiven Erfahrungen in Thailand suchen wir uns wieder ein kleines Ressort mit angehängter Tauchschule. Die nächsten Tage erkunden wir die wunderschöne, farbenfrohe Unterwasserwelt bei verschiedenen Tauchgängen nachts, auf 30 Meter Tiefe, an einem Wrack etc. und sind um 9 Uhr abends reif fürs Bett.

An unserem tauchfreien Tag gucken wir uns auf Serpentinenwegen und nem ausgeliehenen Motorrad die Insel an, aus der das Grün nur so sprießt und erleben auch, warum: Ein dicker tropischer Regenguß macht die Rückfahrt etwas spannender.

Wir wollen noch was anderes sehen und düsen ab nach Anilao, zum ultraabgelegenen Arthur’s Place Ressort – lesen, entspannen und tauchen mit Eddi, einem netten Taiwanesen, den wir dort kennengelernt haben. Bunte Korallenriffe, abgefahren aussehende Fische, entspannte Wasserschildkröten – die Sonne und das Meer bezirzen uns im Chor.

Am letzten Urlaubstag nutzen wir nochmal die ganze Bandbreite öffentlicher Verkehrsmittel und machen uns mit Tricycle, Jeepney, Bus und Taxi auf nach Manila. Was geht es uns gut!

Nachtrag, eine buddhistische Anekdote:

“Was machst du, um dich zu entspannen?”, fragt der Schüler seinen Meister.
“Nichts”, erwiderte der Meister.
“Wenn ich gehe, gehe ich,
wenn ich esse, esse ich,
und wenn ich schlafe, schlafe ich.”
“Das tun doch alle”, meinte der Schüler darauf.
“Eben nicht!”, antwortete der Meister.