Jacke wie Hose, Schaf wie Ziege

Unser zweiter chinesischer Jahreswechsel steht vor der Tür. Nach dem Pferdejahr soll das kommende das Jahr des Schafes sein. Oder der Ziege? Nicht mal die Illustratorin und der Texter dieses Horoskops scheinen sich darüber einig zu sein:
Schaf ZiegeDiese Verwirrung liegt mal wieder an der Sprache. Es ist das 羊Yáng-Jahr. Und je nachdem, welches Zeichen dem Yáng-Zeichen vorangestellt wird, ergibt das Wort dann Schaf oder Ziege (Schaf heißt miányáng 绵羊, Ziege heißt shānyáng 山羊). Wie so oft müssen wir uns auch in diesem Fall damit zufrieden geben, dass es keine klare Aussage zu diesem Thema gibt. Und es scheint auch niemanden zu stören. Bis die Ausländer kommen und so komische Detailfragen stellen. Schaf oder Ziege, ist doch Jacke wie Hose.

Nach chinesischem Tierkreiszeichen ist Christian übrigens Ziege. Oder Schaf. Dürft Ihr entscheiden.

Wir wünschen Euch auf jeden Fall ein tolles 羊-Jahr!

Nimm’s nicht persönlich

Im persönlichen Kontakt in China ist es wichtig, das Gesicht zu wahren und Gesicht zu geben. Unter keinen Umständen möchten Chinesen sich selbst oder Menschen in ihrer Umgebung in peinliche Lagen versetzen, stattdessen wird lieber die Wahrheit und die eigene Meinung ein bisschen gebogen. Höflichkeit bedeutet, nicht direkt zu sagen, was man möchte. Wer diese Regeln nicht beachtet und gerade raus widerspricht und seine Meinung sagt, wird schnell selbst als “gesichtslos” wahrgenommen, also links liegen gelassen und nicht ernst genommen – und das passiert natürlich häufig Menschen aus anderen Kulturen.

In der Öffentlichkeit und während unpersönlicher Kurzkontakte herrscht häufig eine ausgeprägte Ruppigkeit. Die westliche Höflichkeit, wie sie sich in Europa nach dem Vorbild des Benehmens bei Hofe entwickelt hat, spielt hier keine Rolle. Zum Beispiel ist es durchaus akzeptiert, lautstark auf den Boden zu rotzen, beim Essen zu rauchen, laut zu schmatzen und zu schlürfen, sein Kind auf die Straße pinkeln zu lassen oder andere zur Seite zu drängeln, um einen Platz in der vollen U-Bahn zu ergattern.

Für Chinesen aus ländlichen Gegenden sind Menschen aus dem Westen häufig noch Aufsehen erregend. Wegen unseres seltsamen Äußeren werden wir immer wieder mal ungeniert angegafft wie ein Elefant im Straßenverkehr. Gerne wird auch über die Elefantenhaftigkeit der Ausländer gesprochen, selbst wenn diese signalisieren, dass sie genug Chinesisch verstehen, um zu wissen, dass es gerade um sie geht.

Einkaufen auf Märkten in China ist ein sportlicher Wettbewerb, in dem alle Mittel erlaubt sind. Da die chinesichen Händler davon ausgehen, dass wir Ausländer erstens ein Vielfaches des chinesischen Einkommens verdienen (das stimmt in vielen Fällen auch) und  zweitens den ursprünglichen Preis überhaupt nicht einschätzen können, wird uns Laowai gerne mal das Doppelte und Dreifache abgeknöpft.

Aber wir sind nicht persönlich gemeint: Dass wir die sozialen Regeln nicht kennen, ist eben so, das erwartet auch niemand von uns. Dass gerotzt und gerüpelt wird, ist normal und erlebt jeder Mensch in China. Dass wir eine Attraktion darstellen, hat eben auch nichts mit uns als Person zu tun, sondern damit, dass China jahrhundertelang abgeschottet war und zum Teil immer noch schwer zugänglich ist. Und dass wir auf den Märkten übers Ohr gehauen werden, jo mei, das verstehen viele Chinesen als ausgleichende Gerechtigkeit und vielleicht sollten wir es auch so sehen.

Meine wichtigste Lektion nach 11 Monaten China: Nimm’s nicht persönlich!

Die Strategen

Folgend stellen wir zwei unterschiedliche Kommunikationstypen beim Erfragen von Informationen auf Chinesisch dar. Ein kleines Rätsel für Euch: Wer von uns beiden ist welcher Typ?

Typ 1: Der Rumpler. Schnell, spritzig und unvorbereitet in die Konversation reingehen, Hände und Füße unterstreichen das intensive Bemühen. Vorteil: Geht ziemlich oft gut, was auch an der Beharrlichkeit und dem Charme dieses Typs liegt. Nachteil: Bei komplexen Sachverhalten geht es auch ab und zu mal schief. Die Gesprächspartner wenden sich ungeduldig ab und dem Zauderer zu.

Typ 2: Der Zauderer. Die erforderlichen Wörter werden auf dem Handywörterbuch rausgesucht, um zu einem möglichst korrekten Satz verbunden zu werden. Vorteil: Wird häufig verstanden, die Gesprächspartner freuen sich über das Bemühen. Nachteil: Unerwartete Nachfragen ziehen aufwendiges Suchen im Handy nach sich. Die Gesprächspartner wenden sich ungeduldig ab. Der Rumpler springt ein.

Viel Spaß beim Raten! C+A