Der Lappen ist unser

Die Erfolgsgeschichte des Tages: in nur 7.5 Stunden haben wir einen japanischen Führerschein erworben, davor hatten wir bloß eine Übersetzung die ein Jahr ab Einreise gültig ist. Auf dem Amt gehen 7 Stunden auf das Konto unseres Sitzfleisches, in der verbleibenden halben Stunde unternehmen wir eine kleine Odysee mit Antrag stellen, Foto machen (1), Dokumente einreichen, Zahlen, Sehtest, Foto machen (2) und Führerschein abholen.

Der kritische Punkt ist die Prüfung der Dokumente, denn man muss nachweisen, dass man nach dem Erhalt des deutschen Führerscheins mindestens 3 Monate in Deutschland wohnhaft war – sonst gilt es nicht (näh näh) und man muss eine echte Prüfung ablegen. Unsere wenigen zusammengeklaubten Dokumente wurden schließlich akzeptiert und wir damit happy. Der Rest war reine Formsache bzw. ein Geduldsspiel.

Hier die fröhlichen Gewinner:

Mochi Matschi

​Ein kulinarischer Neujahrsbrauch in Japan besteht darin, Reiskuchen, Mochi, zu machen. Wir hatten das Glück, bei meiner Japanischlehrerin zu einem Mochi-Mach-Fest eingeladen zu werden und alles mitmachen zu dürfen. 

Zuerst wird der Reis gekocht, es muss eine spezielle Klebreissorte sein.

Der heiße Reis wird in einen Holzzuber gefüllt und mit Holzknüppeln bearbeitet. Erst gematscht und dann beklopft. Im Wechsel und unter Anfeuerungsrufen der Anwesenden kümmern sich immer zwei um den Behau.

Die ganze Verarbeitung muss zügig von statten gehen, da nur in warmen Zustand der Brei formbar bleibt.

Die Masse, die dabei entsteht, ist ein gleichförmiger klebriger weißer Teig.

Dieser wird mit Maisstärke bepudert zu kleinen runden Küchlein geformt, entweder ungefüllt oder mit gesüßtem Rote-Bohnen-Brei oder Erdbeeren innendrin.

Schmeckt ganz gut, besonders die Erdbeervariante. Der Reis bleibt allerdings ziemlich klebrig und schwer zu schlucken- angeblich sind schon Menschen daran erstickt.Die schlichten ungefüllten Reiskuchen kann man auch mit Rettichsauce verzehren. Das war für uns allerdings ein bisschen gewöhnungsbedürftig.

Rutscht gut ins neue Jahr, wir sind dann mal weg. 🤗

Skifoan und Monkey Business

Ozapft is! Wir haben die Skisaison offiziell mit einem ersten Schneewochenende in der Nagano-Region eingeläutet.

Die Outdoor-Organisation Tokyo Gaijins (~ Tokyo Ausländer) hat uns und 94(!) andere am Freitag abend in zwei Busse gepfercht und zum netten, in die Jahre gekommenen Shiga Grand Hotel gebracht.

Weil jetzt bei Saisonauftakt noch wenig Besucher da waren, hatten ganze zwei Lifte (~ zwei Pisten) dieses eigentlich ziemlich großen Skigebiets geöffnet. Wir haben uns mit geliehenen Skiern und Snowboard bei kontinuierlichem Schneefall in die Saison eingeschwungen. Und so die meisten Zentimeter der zwei Pisten und den unschätzbaren Wert von guten Schneebrillen und heißer Ramensuppe kennengelernt.

Den nächsten Tag haben wir mit den Snow Monkeys verbracht. Die Schneeaffen (auch Japanmakaken oder Rotgesichtsmakaken) sind aus zwei Gründen ganz besondere Kreaturen: erstens leben sie so nördlich wie keine anderen Primaten (außer den Menschen) und zweitens genießen sie es, in heißen Quellen zu baden.

Zu den Snow Monkeys wurde uns folgende Geschichte erzählt: Nachdem die Affen zu sehr in menschliche Gebiete vorgedrungen waren und Essen von den Menschen stibitzt hatten, wurden sie gezielt in diese entlegene Berggegend gelockt und angefüttert, um sie los zu werden. Irgendwann mal hat man dann einen nervigen Affen in eine heiße Quelle geschmissen. Dieser fand überraschend Gefallen daran und erzählte seinen Kumpels von der neuen Freizeitbeschäftigung. Die kamen nach und badeten mit.

In den 60er Jahren haben die Menschen dann wiederum festgestellt, dass die Affen sehr gerne in den heißen Quellen baden und dass sich viele Menschen das gerne anschauen. Und dann hat man die Äffchen mit Fütterungen wieder angelockt und aus der heißen Quelle einen Pool angelegt. Nachdem man zuerst die Affen von den Menschen fernhalten wollte, muss man die Affen jetzt eher vor zu vielen Menschen schützen.

Aloha – hawaiianische Bekanntschaften

Wen wir in Hawaii gesehen, getroffen oder kennen gelernt haben:

  • Der Winker am Rand der Landstrasse. Im violetten Glitzerjacket mit enthusiastisch-meditativen Bewegungen in Slow-Motion wie ein Techno-Anhänger in den Neunzigern versucht er neue Anhänger für seine Sekte zu finden. Spiritual Awakening. Abgefahren!
  • Der Extrawurst-Kunde. Gesehen in einem Restaurant in Waikiki Beach. Er ist sehr schwerfällig und umständlich und beschäftigt drei Angestellte des Restaurants mit Selbstbedienungsbuffet (!). Weiterhin verzögernd wirkt das mehrfach genuschelte “Thank you soooo much.”
  • Die Bed-and-Breakfast-Lady. Sie wohnt alleine in ihrem Messy-Haushalt und vermietet Gästezimmer zu saftigen Preisen. Die Gäste werden über die gesamte Familiengschichte unterrichtet – inklusive der Vermählung ihrer Tochter mit einem Deutschen aus Kiel, Malte.
  • Die griffbereite Taucher-Lady. Sie schnappt sich Meeresbewohner mit ihren behandschuhten Händen. Für Freizeittaucher eigentlich ein riesen Tabu. Wir sympathisieren mit dem Tintenfisch, der aus Notwehr seinen Sekretbeutel gekonnt entleert und letztlich in einer Tintenwolke abhauen kann.
  • Die gesprächige Sprechstundenhilfe in der Zahnarztpraxis, welche wir wegen Christians maroden Zahns besuchen. Sie erzählt uns, dass sie die meisten Urlaubsorte aus Furcht vor unhygienischen Toilettenverhältnissen meidet. Wir versichern ihr, dass Japan in dieser Hinsicht ein perfektes Reiseziel ist.
  • Tim Ross Music. Ein Alleinunterhalter mit Gitarre und Rhythmusmaschine, der unsere großzügige Spende in seinem Hut beinahe übersehen hätte.
  • Der Flight Attendant auf einem interinsularen Flug, der Geburtstag hat und dessen Kollegin dies über das Bordmikrofon allen Passagieren mitteilt.
  • Die Mietwagen-Büroangestellte. Erst superfreundlich, aber als deutlich wird, dass wir keine Extrawürste buchen, kann sie sich kaum zu einem “Bye bye” durchringen.
  • Die Frau des Zahnarztes, die ihren Mann freundlicherweise dazu bringt, Christians Krone auch samstags einzusetzen. Speziell: während der Injektion der Betäubung (“we want you to be properly numbed up”) reibt die Gute wie verrückt – offensichtlich zur Ablenkung – an Christians Unterarmpelz. Anmerkung: Christian hat den Einstich dennoch bemerkt.
  • Der Mungo am Captain-Cook-Denkmal. Er hat genau kapiert, wie der Hase (=der Tourist) läuft und stibitzt sich mit beeindruckender Geschicklichkeit einen Cookie aus einer unbeachteten Picknicktasche.
  • Der Krake in seinem Habitat am Meeresgrund, der, nachdem Christian ihn entdeckt hat, seine Farbwandelbarkeit und Anpassungsfähigkeit zur Schau stellt. Mindestens so camouflagefähig wie ein Chamäleon. Wer “Findet Dory” gesehen hat, kann sich ungefähr vorstellen, was wir meinen.
  • Die verfolgte Thronerbin. Eine englische Wissenschaftlerin (?), die uns auf einem Campingplatz eine ungefragte Vorlesung zur Geschichte der Insel gibt. Nach und nach offenbart sie uns, dass die britische Krone/Regierung (“they”) schon mehrere Anschläge auf sie veranlasst habe (nach ihrer Zählung 10 oder 11). Grund dafür sei, dass ihr Vater ein illegitimer Windsor-Sprößling gewesen sei. Ach so, außerdem ist sie die Halbschwester von Andrew Lloyd Webber.
  • Die vielen Restaurant-Angestellten, die sich uns mit ihrem Vornamen und aufrichtig gespieltem Interesse vorstellen und natürlich auf saftiges Trinkgeld hoffen. Nach der Bezahlung werden wir unsichtbar wie der Krake am Meeresgrund.
  • Die Schalterbeamtin am County Office, die uns beinahe keine Zelterlaubnis ausgestellt hätte, weil wir 5 Minuten vor Schalterschluss kommen. Die Zelterlaubnis ist übrigens nichts weiter als ein Zettel, den sie ausdrucken muss.
  • Kili’i = hawaiianisch für “Der Hüter des Waldes”, mit bürgerlichem Namen eigentlich Patrick. Versteht sich als Sheriff der Campingplatz-Community und verscheucht schon mal mitten in der Nacht ungebetene Campingplatz-Besucher. Arbeitet hauptberuflich als Koch. Sehr freundlich.

Kaffee Ratte

Im Japanischen gibt es nicht wirklich ein “R”. Es gibt zwei Laute, die so ähnlich klingen – ein L und etwas, was einem rollendes R gleicht. Viele Japaner machen da auch keinen Unterschied, wenn sie Englisch sprechen, das ist manchmal schwer zu verstehen. Die Umschrift verwendet für diese Laute R’s, weswegen die unerfahrene Japanischstudentin logischerweise alles mit einem R ausspricht, was so geschrieben steht.

Die japanischen Schriften kann ich mittlerweile so lesen wie eine Erstklässlerin – erst “übersetze” ich die einzelnen Laute und dann gucke ich, ob ich das Wort schon kenne. Etwas so: “Ha, a, u, es – Ha, au s – ah, Haus”. Und so habe ich neulich herausgefunden, dass der Convenience Store unseres Vertrauens ein ganz besonderes Getränk im Angebot hat: den “Ka, fe, ra, te”!

Noch nicht probiert, hab Schiss.