Wasser, Farben, Sonne – eine Nacherzählung

Anlässlich der Gründung der VR China und während in Hongkong die Proteste tobten, waren Nationalfeiertage und wir hatten Urlaub (wieder so einen, bei dem man an den Wochenenden vor- und nacharbeitet) und sind direkt nach dem letzten Arbeitstag auf die Philippinen geflogen. Durch den Nachtflug war der erste Tag entsprechend durcheinander. Wir machen einen Spaziergang und dösen in einem öffentlichen Park, bis wir endlich im Hotel einchecken und ausschlafen können.

Der 2. Tag beginnt mit einem Boots- und Wandertrip zum kleinen Taal Vulkan, superschön. Die alten Gäule, die den Touristen angeboten werden, um den dreiviertelstündigen Anstieg zu umgehen, lehnen wir dankend ab.

Um weiter zum nächsten Ziel zu kommen, hören wir auf den Rat von Einheimischen und machen einen riesen Umweg – so als wollte man von Ellwangen nach Berlin über Karlsruhe fahren, oder von Freigericht über Hamburg nach Berlin. Effekt: Wir verpassen die letzte Fähre, lehnen das Angebot einer privaten Überfahrt für 90 Euro ab und übernachten für 16 Euro in einem Stundenhotel der hässlichen Hafenstadt. Das Highlight des Abends ist Karaoke singen in nem zwielichten Thai-Restaurant.

Am Morgen geht’s schnellstmöglich raus aus dem Stundenhotel und mit dem Boot zur Halbinsel Sabang auf Mindoro. Nach unseren positiven Erfahrungen in Thailand suchen wir uns wieder ein kleines Ressort mit angehängter Tauchschule. Die nächsten Tage erkunden wir die wunderschöne, farbenfrohe Unterwasserwelt bei verschiedenen Tauchgängen nachts, auf 30 Meter Tiefe, an einem Wrack etc. und sind um 9 Uhr abends reif fürs Bett.

An unserem tauchfreien Tag gucken wir uns auf Serpentinenwegen und nem ausgeliehenen Motorrad die Insel an, aus der das Grün nur so sprießt und erleben auch, warum: Ein dicker tropischer Regenguß macht die Rückfahrt etwas spannender.

Wir wollen noch was anderes sehen und düsen ab nach Anilao, zum ultraabgelegenen Arthur’s Place Ressort – lesen, entspannen und tauchen mit Eddi, einem netten Taiwanesen, den wir dort kennengelernt haben. Bunte Korallenriffe, abgefahren aussehende Fische, entspannte Wasserschildkröten – die Sonne und das Meer bezirzen uns im Chor.

Am letzten Urlaubstag nutzen wir nochmal die ganze Bandbreite öffentlicher Verkehrsmittel und machen uns mit Tricycle, Jeepney, Bus und Taxi auf nach Manila. Was geht es uns gut!

Nachtrag, eine buddhistische Anekdote:

“Was machst du, um dich zu entspannen?”, fragt der Schüler seinen Meister.
“Nichts”, erwiderte der Meister.
“Wenn ich gehe, gehe ich,
wenn ich esse, esse ich,
und wenn ich schlafe, schlafe ich.”
“Das tun doch alle”, meinte der Schüler darauf.
“Eben nicht!”, antwortete der Meister.

Großstadtdschungeltipps

Da wir bald Besuch bekommen, mache ich mir schon Gedanken, welche Tipps und Empfehlungen einem in Shanghai weiterhelfen können:

1. Bewegt euch in Rudeln. Geht nur über die Strasse, wenn eine größere Gruppe Chinesen das auch tut. Den Ampeln ist nicht zu trauen. Bussen ist immer aus dem Weg zu gehen.

2. Schaut, in welche Richtung die Metro fährt. Steigt ganz vorne ein, da ist am wenigsten los.

3. Wenn ihr nicht vor jeder einzelnen Metrofahrt eure Taschen oder Rucksäcke durch das Röntgengerät schieben möchtet, lasst die Kontrolleure einfach einen kurzen Blick in euer Gepäckstück werfen. Das reicht meistens und ihr habt euch kooperativ gezeigt.

3. Auch wenn das dem allgemeinen Mobilgeräte-Autismus entgegen kommt: Für längere Metro-Fahrten ist es toll, sich ein bisschen auszuklinken und gute Musik über Kopfhörer zu hören. Und ich hab immer ein Fläschchen Parfum oder Handcreme dabei – auch geruchlich möchte ich mich ab und zu mal ausklinken.

4. Wenn euch auf dem Fake Market ein Preis angeboten wird: Zahlt maximal die Hälfte des erstgenannten Preises, eher ein Drittel. Und egal was sie sagen: Die Händler sind nicht “your friends”. Wenn verbale Verhandlungen nicht weiterführen: einfach weggehen, spätestens dann kommt man euch preislich entgegen.

5. Wenn ihr mit dem Taxi fahren wollt, steigt zuerst ein und sagt dann, was ihr wollt. Manchen ist die Strecke zu kurz oder das Kommunizieren zu anstrengend. Druckt euch die Adresse am besten vorher in chinesischen Zeichen aus oder lasst sie euch aufschreiben. Die wenigsten Taxifahrer werden euch verstehen.

6. Es ist leichter, an dem kleinen Wok-Ständchen auf der Straße ohne Englisch und Chinesisch klarzukommen als in einem kleinen Restaurant. Das Essen an den Ständen ist lecker und frisch und die Händler verstehen durch Zeigen, was die Kundin essen möchte.

7. Habt immer eine Packung feuchte Tücher dabei.

Let’s go for a walk…

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Die Luftqualität erreicht heute in Shanghai historische Bestwerte, zumindest was unseren Aufenthalt hier angeht. Normalerweise pendelt der AQI-Tacho (Air Quality Index) so zwischen 50 und 200 in den Sommermonaten, wobei alles unter 100 schon zu Freudentaumel führt.
Grund der Besserung: Der Typhoon Fung-Wong sucht derzeit die Ostküste Chinas heim und bringt neben einer tüchtigen Brise auch viel Regen mit. Im Vergleich  zu anderen Provinzen ist Shanghai nur moderat betroffen. Annika und ich haben gestern abend schon die Gelegenheit für eine Joggingrunde genutzt. Es ist absurd, aber Regenwetter ist für uns Sportwetter.

Nachtrag: In der Firma angekommen, sehe ich wieder einige Kollegen in Flip-Flops auf dem Hof: Der beste Umgang gegen knöcheltiefe Pfützen, die es aufgrund der mangelnden baulichen Qualität in China zu Hauf gibt!

Die Strategen

Folgend stellen wir zwei unterschiedliche Kommunikationstypen beim Erfragen von Informationen auf Chinesisch dar. Ein kleines Rätsel für Euch: Wer von uns beiden ist welcher Typ?

Typ 1: Der Rumpler. Schnell, spritzig und unvorbereitet in die Konversation reingehen, Hände und Füße unterstreichen das intensive Bemühen. Vorteil: Geht ziemlich oft gut, was auch an der Beharrlichkeit und dem Charme dieses Typs liegt. Nachteil: Bei komplexen Sachverhalten geht es auch ab und zu mal schief. Die Gesprächspartner wenden sich ungeduldig ab und dem Zauderer zu.

Typ 2: Der Zauderer. Die erforderlichen Wörter werden auf dem Handywörterbuch rausgesucht, um zu einem möglichst korrekten Satz verbunden zu werden. Vorteil: Wird häufig verstanden, die Gesprächspartner freuen sich über das Bemühen. Nachteil: Unerwartete Nachfragen ziehen aufwendiges Suchen im Handy nach sich. Die Gesprächspartner wenden sich ungeduldig ab. Der Rumpler springt ein.

Viel Spaß beim Raten! C+A